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Ich erhole mich <strong>bei</strong> den langen Bahnfahrten. Morgen oder übermorgen fahre<br />

ic h zum Beispiel nach Bern. Das sind 8 Stunden. Da lese ich. Hier muß ich<br />

meistens irgendetwas erledigen. Du siehst ja, wie es hier aussieht! Ich komme<br />

gar nicht nach, weil ich zur Zeit unheimlich in diesem Kalenderprojekt<br />

drinsitze. Es muß bis Ende Mai fertig sein. Ich habe mir das erst zu Weihnachten<br />

ausgedacht. (Lachen) Die Daten hatte ich alle. Ich wollte damit<br />

eigentlich etwas anderes machen.<br />

1.: Kommst Du denn überhaupt einmal dazu, Urlaub zu machen?<br />

L. : Hm. Ja, ich habe lange keinen Urlaub gemacht. Aber ich werde in diesem<br />

Jahr Urlaub machen. In Schweden. Es wird auch Zeit.<br />

1.: Ohne den Hintergrund, irgendwelche Ar<strong>bei</strong>tsprojekte zu erledigen?<br />

L. : Ja.<br />

I. : Wie erlebst Du eigentlich diese Beschäftigungssituation als Professorin, wie<br />

is t das für Dich? Schlimm, oder?<br />

L. : Nee. Das ging durch verschiedene Stadien. Zunächst, als ich nur Linguistik<br />

gemacht habe und feministisch zwar interessiert war, aber nicht wußte,<br />

daß ich davon leben kann, da hatte ich große Angste. Was wird bloß aus<br />

mir? Ich hatte diesen einen kleinen Aufsatz geschrieben. Das hat meine<br />

Uni-Karriere völlig zerstört. Eigentlich konnte ich es kaum fassen, aber es<br />

war so. Was willst Du machen als Linguistin außerhalb der Uni? Das kannst<br />

Du doch nur an der Uni überhaupt verkaufen. Da war ich sehr verzweifelt.<br />

Denn ich hatte 20 Jahre immerhin dafür investiert, um das machen zu können.<br />

Da war ich eigentlich sehr verbittert. Ich habe gedacht, diese Scheißkerle<br />

da. Meine Schüler, die sitzen jetzt auf ihren Lehrstühlen. Nun ja, ich<br />

halte mich zum Teil für wesentlich qualifizierter . Aber das nützt mir ja<br />

nun nichts, davon kann ich auch nicht leben. Jetzt rückblickend würde ich<br />

sagen, diese totale Ablehnung der Universität hat mich tatsächlich gezwungen,<br />

Fähigkeiten in mir zu entdecken und zu kultivieren, von denen ich bis<br />

dahin keine Ahnung hatte. Journalistisch, publizistisch, schriftstellerisch,<br />

satirisch - also schon immer Schreiben - aber meine wissenschaftliche Präzision<br />

zu verbinden mit einer leicht faßlichen Darstellung für ein breites<br />

Publikum, das verkauft sich natürlich sehr viel besser als alles, was ich<br />

vorher gemacht habe. Das lesen viele Leute. Es freut sie, und ich glaube,<br />

da habe ich aufgrund dieses langen Studiums eben doch vor vielen einen<br />

Vorsprung, so daß ich im Grunde eine gute Position habe. Jetzt würde ich<br />

sagen, wenn sie mir jetzt eine Professur anbieten, das würde ich mir sehr

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