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Ein weiterer Grund für die "Verschleierung" ist die Abschirmung gegen die<br />

stän dige Erinnerung an Ar<strong>bei</strong>t. Im Gegensatz zu betrieblicher Ar<strong>bei</strong>t mit festgesetzten<br />

Ar<strong>bei</strong>tszeiten und Ortswechsel ist die Telear<strong>bei</strong>t zuhause prinzipiell<br />

ständig anstehende Ar<strong>bei</strong>t - abgesehen von Auftragsflauten.<br />

Entgegen der von betrieblicher Seite hervorgehobenen Kombinierbarkeit<br />

von Erwerbsar<strong>bei</strong>t und Familienar<strong>bei</strong>t im Haus erweist sich die Praxis eher als<br />

Ar<strong>bei</strong>tsverdichtung, und zwar nicht nur wegen der akkordähnlich ausgestalteten<br />

Bezahlung, sondern auch aufgrund der multifunktionellen Aufgabengebiete im<br />

raschen Wechsel. Als gesonderte Wegstrecke fällt nun an, was früher auf dem<br />

Weg zu und von der Ar<strong>bei</strong>t einzukaufen und zu erledigen war. Kinder zum Kindergarten<br />

bringen oder Besorgungen machen, sind jezt zusätzliche Zeitfaktoren.<br />

Auch im Wohnbereich lassen sich Ar<strong>bei</strong>tsabläufe wie Kochen, Hausaufgaben<br />

be treuen, Kinder beaufsichtigen, Waschen etc. kaum kombinieren, sondern sind<br />

nur durch Verlagerung und Unterbrechung der. Erwerbstätigkeit zu organisieren.<br />

Die Primärorientierung der Telear<strong>bei</strong>terinnen an den Familienbedürfnissen<br />

korrespondiert mit der Erwartungshaltung der Familienmitglieder. Sie alle finden<br />

die Erwerbstätigkeit ihrer Mütter und Ehefrauen im Haus angenehm. Die<br />

Kinder nutzen die Anwesenheit der Mutter zur verstärkten Kommunikation. Die<br />

oft mühsam eingeführ ten häuslichen Aufgabenübertragungen, selbständige Ar<strong>bei</strong>tsabwicklungen<br />

lösen sich mit der ständigen Anwesenheit der Mutter mehr<br />

od er weniger schnell auf. Auch die Ehemänner gehen, wenn ihre Frauen zuhause<br />

ar<strong>bei</strong>ten, zu einer noch bescheideneren Beteiligung an Haushaltsaufgaben<br />

über. Im Ergebnis werden Geschlechtsstereotype eher verstärkt, di e geschlechtshierarchische<br />

Ar<strong>bei</strong>tsteil ung verfestigt.<br />

Bei der genaueren Überprüfung der Ar<strong>bei</strong>tsplätze werden ergonomische<br />

Mängel deutlich. Die Ausgestaltung wird unter einem kurzfristigen Kalkül entschieden.<br />

Die für Bildschirmar<strong>bei</strong>tsplätze ausgegebenen Richtlinien der Verwaltungsgenossenschaften<br />

bezüglich Stellflächen, Tischhöhe, Bestuhlung und Blendfreiheit<br />

sind selten be kannt; die darin angegebenen Mindestflächen für Bildschirmar<strong>bei</strong>tsplätze<br />

werden immer unterschritten. Die Büromöbel, die eher an<br />

Sperrmüll erinnern, sind immer auf engstem Raum, unter ungünstigen Lichtverhältnissen<br />

angeordnet. Teile der Ausstattung (Stühle, Ablagefläche) werden<br />

auch an derweitig verwendet oder abgebaut, um Lauffläche herzustellen. Das<br />

heißt konkret, der Ar<strong>bei</strong>tsplatz ist nicht immer nutzbar, muß stets neu wiederhergerichtet<br />

werden.

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