Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 154 -<br />
Helga Krüger<br />
DER STAAT ALS ARBEITGEBER. LABILISIERUNG UND<br />
STABILISIERUNG IN PERSONENBEZOGENEN SOZIALEN<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
1. Ausgangssituation<br />
Die aktuelle Krise des Sozialstaates führt Ar<strong>bei</strong>tskräften in personenbezogenen<br />
sozialen Diensten wieder einmal bedrohlich vor Augen, was ihnen mit Blick auf<br />
die zyklischen Ar<strong>bei</strong>tsmarktkonjunkturen ihrer Tätigkeiten schon bewußt war:<br />
berufsförmig organisierte Ar<strong>bei</strong>t wie z.B. Krankenpflege, Kindererziehung, die<br />
Schule unterstützende Hortar<strong>bei</strong>t, Ar<strong>bei</strong>t mit Jugendlichen, Drogenabhängigen<br />
und psychisch Kranken wird jeweils in der Krise an die Familie delegiert, was<br />
dann als "Dienstleistungsexternalisierung" (Berger/Offe 1980) etikettiert wird.<br />
In Phasen des Aufschwungs als staatlich organisierte oder finanzierte Dienstleistungen<br />
für die Familie ausgebaut, boten diese Ar<strong>bei</strong>tssegmente auch Frauen<br />
durchaus qualifizierte und einflußreiche Berufspositionen. Dennoch haben gerade<br />
diese Segmente berufsförmiger Ar<strong>bei</strong>t nicht so viel Stabilität erlangt, daß<br />
sie Frauen auch in Krisenzeiten existentiell sichern konnten. In Phasen des<br />
Überschusses an Ar<strong>bei</strong>tskräften und der Einschränkung öffentlicher Gelder für<br />
soziale Fragen werden diese Tätigkeiten wieder in die Familie zurückverIagert,<br />
wo die Frauen dann ganz gebraucht werden. Ein Großteil der beruflich Qualifizierten<br />
wird ar<strong>bei</strong>tslos. Viele von ihnen organisieren stadtteil bezogene Initiativen,<br />
um Frauen aus der Isolation und Abgeschnittenheit von gesellschaftlicher<br />
Ar<strong>bei</strong>t herauszuführen. Andere planen und realisieren Projekte zur Re-Qualifizierung<br />
von Frauen. Qualifizierte, aber erwerbslose Frauen machen mit ihrer<br />
unbezahlten oder billig erbrachten Dienstleistung in Sel bsthilfegruppen den qualifizierten<br />
Frauen mit Ar<strong>bei</strong>tsplatz in den sozialen Diensten Konkurrenz.<br />
Zeichnet man die Entwicklung der Berufe nicht nur quantitativ, sondern<br />
qualitativ nach, so zeigen sich deutliche Verschiebungen im Anforderungsprofil<br />
in eben solcher konj unkturellen Abhängigkeit: wie am Beruf der Kinderpflegerin<br />
(Müller 1956) oder der Erzieherin (v. Derschau 1972, Rabe-Kleberg 1981, Ostner<br />
1984) nachzuzeichnen, steigen mit dem Ausbau berufsförmig organisierter<br />
sozialer Dienstleistungen auch das Qualifikationsniveau und die Ansprüche der