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voziert sie durch ein Lösungsmodell, das der Devise folgt: wenn schon Objekt,<br />

dann so teuer wie möglich.<br />

Prostituierte verkörpern so zwar eine Provokation, können diese aber<br />

selbst kaum produktiv für alternative Lebensansätze nutzen. Die Gewaltförmigkeit<br />

der Verhältnisse sowie die Spaltung und Zerrissenheit, die ihnen ihre widersprüchliche<br />

Situation aufzwingt, bricht ihre Offensivität und läßt sie gesellschaftliche<br />

Normen reproduzieren.<br />

Deutlich wird dies, wenn sie ihre Sehnsüchte von Stütze und Halt durch<br />

einen Mann auf den Zuhälter projizieren und so das parasitäre und vielfach<br />

gewalttätige Verhältnis in ein Liebesverhältnis umdefinieren, von dem sie dann<br />

abhängig sind (Aziz 1981, S. 175 ff.). Auch wenn sie ihre Verachtung Männern<br />

gegenüber ausdrücken, di e sich Sexualität kaufen, übernehmen sie selbst die<br />

gesellschaftliche Diskriminierung ihrer eigenen Tätigkeit. Eklatant schlägt sich<br />

dieses Verhalten aber in einer strikten Trennung von Lust und Ar<strong>bei</strong>t nieder.<br />

Ist das Vortäuschen von Lust Teil der Ar<strong>bei</strong>t, wird das Empfinden von Lust <strong>bei</strong><br />

der Ar<strong>bei</strong>t als "Betriebsunfall", als mangelnde professionelle Beherrschung der<br />

Ar<strong>bei</strong>t interpretiert: "Danach geht's mir schlecht. Tagelang geht's mir schlecht"<br />

(Giesen/Schumann 1980, S. 65). Lust ist mit Liebe verbunden und kann nur <strong>bei</strong><br />

einem geliebten Menschen empfunden werden. Daß viele Freier die reine Verkaufssituation<br />

schwer ertragen und Liebesrituale verlangen, selbst wenn sie<br />

nichts empfindlicher träfe als tatsächliche Liebesgefühle, geben die Frauen als<br />

stark belastenden Teil ihrer Ar<strong>bei</strong>t an. Die Spaltung, die sie hier vollziehen,<br />

verlangt von ihnen, aus dem Ar<strong>bei</strong>tsbereich alle Gefühle herauszuhalten, die<br />

mit dem "privaten" Erleben von Sexualität verbunden sind, während es aber<br />

gleichzeitig die berufliche Qualifikation erhöht, wenn diese perfekt vorgespielt<br />

werden können, eine Leistung, die vorrangig in den höheren Sparten der Prostitution<br />

eingefordert wird.<br />

Da sie die Fesselung von lustvoller Sexualität an Liebe für sich übernehmen,<br />

sind sie gezwungen, sich alle lustvollen Momente ihres Berufes zu versagen.<br />

Nur wenige Prostitutierte gestehen sich zu, daß Prostitution keineswegs<br />

nur Last, sondern auch Lust bedeutet (Hydra Nachtexpress 1985). Hier spiegelt<br />

sich wider, daß Prostituierte zu ihrem Beruf kaum stehen können, aber auch,<br />

daß Frauen sich generell schwertun, ihr Recht auf Lust zu behaupten.<br />

Die Frage der Lust an der Prostitution, die sich im übrigen nur für die<br />

privilegierten Bereiche der Prostitution stellt, trifft auf den Nerv aller versteckten<br />

Lust an dem Thema. Spaß und Lust an der Prostitution, das schockt

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