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nur ein - zweifellos prägnantes - Beispiel. Die Vermarktung von Sexualität entstammt<br />

der gleichen Gesellschaft wie ein Beziehungs(Ehe)modell, das Sexualität<br />

an die Intimität von Gefühlen bindet.<br />

Solange wir unsere eigene Prägung durch die widersprüchliche Komplementarität<br />

dieses Verhältnisses vor allem an den wunden Punkten ausblenden<br />

können, tangieren uns seine Auswirkungen nicht. Es wäre auch schlicht unbequem,<br />

gegen die Vielzahl von Männern, womöglich di e eigenen, vorzugehen, auf<br />

die die Vermarktung von Sexualität zugeschnitten ist und die, indem sie davon<br />

profitieren, ununterbrochen die Gültigkeit des Beziehungsmodells, <strong>bei</strong> aller<br />

. emotionalen Abhängigkeit von diesem, in Frage stellen. So definieren wir lieber<br />

den Stein des Anstoßes um, grenzen die Prostitutierten aus und sanktionieren<br />

sie noch zusätzlich dafür, daß sie uns durch ihre Ausgrenzung an unsere Verdrängung<br />

erinnern.<br />

Nun wäre dieses Verhalten von seiten der Männer ja noch verständlich,<br />

denn schließlich liegt das Funktionieren dieses widersprüchlichen Konstrukts ja<br />

in ihrem - wenn auch mehr als problematischen - Interesse. Zudem bedroht die<br />

Prostituierte sie durch ihr polygames Verhalten, das gegen das Herrschaftsinteresse<br />

des Mannes über die Sexualität und damit Fortpflanzung und Lust der<br />

Frau verstößt. Sie bedroht sie weiter durch ihre Kenntnis und damit Beherrschung<br />

und Beurteilung männlicher Sexualität und ihre ökonomische Eigenständigkeit,<br />

von der ironischerweise auch noch eine Kaste meist männlicher Zuhälter<br />

parasitär profitiert.<br />

Aber die Frauen, was bringt sie dazu, eine Aufteilung ihres Geschlechts<br />

in gute und schlechte Frauen mitzuvollziehen? Sie scheuen den Schmerz des<br />

Abschieds von einem Beziehungsmodell, an dessen Gültigkeit sie glauben, von<br />

dem sie durchaus auch profitieren und dessen Grundlagen sie - wie die Hausar<strong>bei</strong>tsdiskussion<br />

zeigt - immer wieder durch ihre Ar<strong>bei</strong>t herstellten. Gleichzeitig<br />

fürchten sie das Herausfallen aus gesel lschaftlich legitimierten Mustern, denn<br />

die Prostituierte ist ihnen ja abschreckendes Beispiel dafür, was Frauen <strong>bei</strong><br />

Abweichung passiert. Darüber hinaus bedroht die Prostituierte auch sie durch<br />

ihr polygames Verhalten, denn sie erschüttert ihren Glauben an die Einheit von<br />

Sex ualität und Liebe als weiblicher "Naturnotwendigkeit" und zwingt ihnen<br />

gleichzeitig die Ambivalenz auf, in der Erschütterung auch den Reiz einer von<br />

Liebe entlasteten Sexualität zu empfinden. Sie bedroht sie weiter, weil ihr<br />

Objektcharakter widerspiegelt, daß potentiell alle Frauen Objekte sind und pro-

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