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und moralischer Druck. Erst wenn die Frauen versagen, kommt Hilfe! Es liegt<br />

also ein Makel auf der die sozialen Dienstleistungen annehmenden Frau, nämlich<br />

der, ihren Pflichten nicht nachgekommen zu sein. Staatliche und andere<br />

öffentliche soziale Dienstleistungen sind aber nicht Hilfe <strong>bei</strong> Versagen, sondern<br />

eine Form der Wahrnehmung gesellschaftlich notwendiger Ar<strong>bei</strong>t.<br />

Hier nun liegt ein Argumentationsmuster vor, für das Frauen besonders<br />

empfänglich sind: Hilfeleistungen sollten nicht alle staatlich organisiert sein,<br />

sie sollten den personalen Kontext nicht außer acht lassen, auf wechselseitiger<br />

Beziehung basieren und keine Warenform haben. Und dennoch verbergen diese<br />

Definitionen die dahinter liegenden gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse. Die<br />

verstärkte Bereitschaft, in Selbstorganisation zu übernehmen, was in der "Krise<br />

staatlich nicht mehr finanziert werden kann oder auch nicht erbracht werden<br />

sollte, setzt ein Gleichgewicht in der Finanzierung und im Zuständigkeitsverständnis<br />

von Männern und Frauen, Staat, Kirche und Familie für private<br />

und außer häusliche Ar<strong>bei</strong>ten voraus, von der wir weit entfernt sind. Gesamtgesellschaftliche<br />

Analysen und kritische Betrachtungen der neuaufgelegten Subsidiarität<br />

im Rahmen der Grundsicherungsdebatte sollten deshalb diesen Gesichtspunkt<br />

prinzipiell nicht außer acht lassen, wenn wir nicht stillschweigend<br />

die Nachrangigkeit weiblicher Ar<strong>bei</strong>t, die Unterordnung der Frau unter den"r f<br />

Mann und die Dequalifizierung reproduktiver Ar<strong>bei</strong>ten im gesellschaftlichen<br />

Lebenszusammenhang unterstützen wollen.<br />

3.3 Ausbildung/Qualifikation/Wissen: eine Sicherung der Ar<strong>bei</strong>tskraftanbieter<br />

in der Hand der Ar<strong>bei</strong>tskraftverwerter?<br />

Die Verteilungen der Positionen im Berufssystem geschehen primär über die<br />

formalen Abschlüsse, über das Berufsbildungssystem, das seine Absolventen mit<br />

Zertifikaten auf den Ar<strong>bei</strong>tsmarkt entläßt. Die Formalisierung des Wissens über<br />

anerkannte Ausbildungsgänge, nicht das <strong>bei</strong>m Einzelnen vorhandene Wissen an<br />

sich, ist ein entscheidender Schritt für den Erhalt von Marktpositionen - und<br />

ein gewisser Schutz gegen untertarifliche Einstellung und Bezahlung. Was ein<br />

Beruf ist, ist auch eine Machtfrage, wie sich am gestuften Berufsbildungssystem<br />

als gesellschaftlichem Kompromiß zwischen Standes- und Gewerkschaftsinteressen<br />

einerseits, den ar<strong>bei</strong>tskräfterekrutierenden und einstellenden<br />

Instanzen andererseits ablesen läßt. Für den Einzelnen ist nicht sein Wissen<br />

Macht, sondern sein Zertifikat. Einstellende Instanzen orientieren sich an Zertifikaten,<br />

im öffentlichen Dienst sehr gut abzulesen an den Laufbahnverordnun-

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