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6. Resümee: Zur Kritik des Selbsthilfebegriffs<br />

Aus dem Vorangegangenen läßt sich festhalten, daß die aus dem Selbsthilfeprogramm<br />

finanzierten Ar<strong>bei</strong>tsplätze allen Merkmalen der ungeschützten Beschäftigungsverhältnisse<br />

entsprechen. Die Ar<strong>bei</strong>tsverträge sind grundsätzlich befristet,<br />

die Nettoverdienste liegen in der Regel noch unter 1000,- DM und entsprechen<br />

keiner tarifgerechten Eingruppierung. Ebenso sind die Sozialversicherungs<strong>bei</strong>träge<br />

auf der untersten Ebene angesiedelt.<br />

HiilZU kommt, daß diese Stellen ausdrücklich für die Mobilisierung ehrenam<br />

tlicher, also unbezahlter Ar<strong>bei</strong>t eingerichtet wurden. Genau darin liegt jedoch<br />

die Brisanz der Selbsthilfeförderung insgesamt. Mit dem Appell des CDU­<br />

Senats, die Ar<strong>bei</strong>t nicht mehr nur auf Erwerbstätigkeit zu verkürzen, soll den<br />

Frauen eine Beschäftigungsperspektive eröffnet werden, deren Anerkennung<br />

sich nicht in Lohn oder Gehalt, sondern in guten Worten ausdrückt. Mit der<br />

ideologischen Aufwertung der unbezahlten Ar<strong>bei</strong>t soll somit dem Problem der<br />

wachsenden Frauenerwerbslosigkeit begegnet werden. In diesem ideologischen<br />

Kontext wird die konservative Variante der angeblich neuen Sozialpolitik deutlich:<br />

Aktivierung der Eigenar<strong>bei</strong>t heißt "selber machen", "selbst bestimmen" und<br />

damit schließlich soziale Risiken auch selber verantworten.<br />

In diesem Zusammenhang sind auch die erneut propagierten Anreize zur<br />

Existenzgründung zu sehen, d.h. es geht um, eine weitere Rücknahme des Staates<br />

in allen Fragen der Existenzsicherheit und der sozialen Versorgung. Wer<br />

da nn noch ar<strong>bei</strong>tslos ist, macht sich entweder selbständig oder sucht sich eine<br />

sinnvolle Betätigung als "Ehrenamt". Staatliche Beschäftigungs- und Sozialpolitik<br />

wird so ersetzt durch Eigeninitiative, Risikobereitschaft und Hilfe zur<br />

Selbsthilfe.<br />

In der momentanen Euphorie über den Existenzgründungsboom gerade <strong>bei</strong><br />

den Frauen darf daher nicht übersehen werden, daß in der Perspektive einer zukü<br />

nftigen "Sel bermacher-Gesellschaft" die weitere Ausgrenzung besonders benachteiligter<br />

Bevölkerungsgruppen zwangsläufig mitangelegt ist.

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