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ten Drittel des 19. Jahrhunderts die deutsche Bekleidungsindustrie <strong>bei</strong> den Löhnen<br />

nicht mehr mithalten konnte, wenn sie nicht riskieren wollte, auf den<br />

wi chtigen und expandierenden Exportmärkten preismäßig außer Konkurrenz zu<br />

li egen, engagierte sie verstärkt Ar<strong>bei</strong>tskräfte kostengünstig in Heimar<strong>bei</strong>t<br />

(Krengel 1978). Sie konnte <strong>bei</strong> der Anwerbung auf die wachsende Zahl von<br />

Frauen zurückgreifen, die ihren Männern, Ar<strong>bei</strong>tern in der Metall- und Elektroin<br />

dustrie, vom Land gefolgt waren. Insbesondere in Berlin fanden diese Frauen,<br />

sobald Kinder zu versorgen waren, keine Beschäftigungsmöglichkeit außer als<br />

Heimar<strong>bei</strong>terinnen; ihr "Zuverdienst" war aber zur Sicherung des Familienunterhalts<br />

unabdingbar. Ihre Alternativlosigkeit machte die Heimar<strong>bei</strong>terinnen nahezu<br />

schutzlos gegenüber Ausbeutung, so daß sel bst durch (seltene) Streiks erfochtene<br />

Absicherungen hinterher von den Fabrikanten wieder aufgehoben werden<br />

konnten (Beier 1983). Die die Produktion organisierenden Zwischenmeister -<br />

eine weitere Abfederung der Konfektionäre gegen Marktrisiken - hatten die<br />

Ar<strong>bei</strong>tsvorgänge so parzelliert, daß auch und gerade fachlich nicht geschulte<br />

Frauen eingesetzt werden konnten. Der Rückgriff auf ein ausbeutbares, weil<br />

weder rechtlich noch tarifvertraglich angemessen geschütztes Ar<strong>bei</strong>tskräftepotential<br />

sicherte über Jahrzehnte das Überleben des deutschen Bekleidungsgewerbes<br />

trotz verschärfter internationaler Konkurrenz.<br />

3. Tele-Heimar<strong>bei</strong>t auf dem Vormarsch?<br />

Beinhaltete die traditionelle Heimar<strong>bei</strong>t als Strategie ein Ausweichen vor technischen<br />

und ar<strong>bei</strong>tsorganisatorischen Veränderungen, solange bi llige und willige<br />

Frauenar<strong>bei</strong>t verfügbar war, so nutzt Tele-Heimar<strong>bei</strong>t zwar neue Technik und<br />

Ar<strong>bei</strong>tsorganisationen, aber die Tradition der Ausbeutung ungeschützter Arbe<br />

itskräfte bleibt erhalten - auch hier überwiegend (noch) Frauen.<br />

Die wichtigsten bekannten Einsatzfelder von Tele-Heimar<strong>bei</strong>t sind in der<br />

BR 0 bislang:<br />

- <strong>Text</strong>verar<strong>bei</strong>tung, z.B. in der Druckindustrie (meist Frauen),<br />

- Programmierung (überwiegend Männer),<br />

- Übersetzungen (Frauen und Männer),<br />

- Außendienst im Vertrieb (Männer).<br />

Die Argumente für den Ausbau dieser modernen Ar<strong>bei</strong>tsform klingen hehr.<br />

Sie reichen von der Berücksichtigung einiger in ihrer Mobilität eingeschränkter

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