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den Zwang der Existenzsicherung über (bezahlte) Ar<strong>bei</strong>t idealisiert, sondern<br />

umgekehrt auch nur dem Tun gesellschaftliche Anerkennung verleiht, das<br />

sich über (bezahlte) Ar<strong>bei</strong>t legitimiert.<br />

Muß sich demnach die langfristige Perspektive an einer Umstrukturierung<br />

gesellschaftlicher Ar<strong>bei</strong>t und anderen Formen der Existenzsicherung orientieren,<br />

heißt es kurzfristig, den mit der Ausweitung ungeschützter Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse<br />

verbundenen Entwicklungen gegenzusteuern. Können Frauen weder auf<br />

eine Beeinflussung der konzeptionellen Gestaltung zukünftiger Ar<strong>bei</strong>t verzichten,<br />

ist ihre Einmischung erst recht dort gefragt, wo sie als Vorhut der Moderne<br />

der größten Gefahr ausgesetzt sind, zu ihrer Manövriermasse funktionalisiert<br />

zu werden. In ungeschützten Ar<strong>bei</strong>tsverhältnissen setzt sich für Frauen<br />

eine Ausbeutungstradition fort, die darauf beruht, daß ihre Distanz zur Norm<br />

des unbefristeten geschützten "Normalar<strong>bei</strong>tsverhältnisses" immer schon Quelle<br />

profitabler Nutzung war. Ihre Situation verschärft sich dadurch, daß sie einerseits<br />

die Folgen der Ausweitung unbezahlter Ar<strong>bei</strong>t zu tragen haben und andererseits<br />

im Verdrängungswettbewerb durch Männer um die relativ "besseren"<br />

ungeschützten Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse unterlegen sind. Zudem wirkt sich für die<br />

subjektiven Bewältigungsstrategien erschwerend aus, daß Frauen mit dieser ihre<br />

Ambitionen blockierenden Situation konfrontiert werden, nachdem in den letzten<br />

<strong>bei</strong>den Jahrzehnten ihr allgemeines und berufliches Bildungsniveau, ihre<br />

Berufsmotivation und ihre Ansprüche auf eigenständige Existenzsicherung erheblich<br />

gestiegen sind.<br />

Daß Frauen zu "Normalar<strong>bei</strong>tsverhältnissen" seltener Zugang finden, ist<br />

nicht nur Ursache ihrer leidvollen Erfahrungen, sondern auch Ausdruck ihrer<br />

anderen Bedürfnisorientierung. Eine Fülle berufskritischer Ansätze und Annahmen,<br />

daß Frauen für alternative Lebensformen offener seien, finden hier ihren<br />

Erklärungshintergrund. Die seit Jahren geführte Auseinandersetzung um einen<br />

"weiblichen Lebenszusammenhang" hat nicht nur zu einer Vielzahl theoretischer<br />

und praktischer Erkenntnisse geführt, sondern eine Haltung von Frauen geprägt,<br />

die sie ihre Vorstellungen von anderen Ar<strong>bei</strong>ts- und Lebensformen selbstbewußt<br />

ei _ läßt. Dieser Eigensinn spiegelt die vielfältige Suche von Frauen wider,<br />

sich aus der Orientierung auf Männer zu lösen und eine weibliche Identität<br />

auf dem Hintergrund eigener Interessen und Bedürfnisse aufzubauen. Sie müssen<br />

da<strong>bei</strong> ihre Zerrissenheit und Ambivalenzen, Ausdruck ihrer Prägung durch ein<br />

patriarchales System, als Bausteine dieser Entwicklung akzeptieren, sich der<br />

Unterschiedlichkeit ihrer Lebenssituationen und -interessen stellen sowie ihre

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