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"Die Masse Gesellschaft zu verändern, hieße z.Z. noch, gegen Windmühlen<br />

zu kämpfen. Der Frau aber, die der Prostitution nachgeht,<br />

den Rücken zu stärken, ihr entweder das Leben mit der Prostitution<br />

zu erleichtern, mit ihr alle Rechte zu erkämpfen, die erkämpfenswert<br />

sind, und ihr die Möglichkeit zu geben, sich ihre Situation bewußter<br />

werden zu lassen, und - sollte sie sel bst das Bedürfnis haben,<br />

aus dieser Sit uation auszubrechen, die Prostitution aufzugeben - ihr<br />

mit allen Mitteln und Möglichkeiten zu helfen, eine neue Lebensperspektive<br />

zu finden, ist eine sehr wichtige Aufgabe" (Simon 1984-, S.<br />

8).<br />

Aus diesen Uberlegungen entstand im Sommer 1980 "Hydra" als erstes<br />

autonomes Prostituiertenprojekt in Deutschland.<br />

2. Prostitution ist Ar<strong>bei</strong>t<br />

In ihrem Kampf um bessere und geschützte Ar<strong>bei</strong>tsplätze, die Anerkennung ihrer<br />

Tätigkeit als Dienstleistung und den Abbau gesellschaftlicher und rechtlicher<br />

Diskriminierung sind Prostituierte auf die Frauenbewegung angewiesen. Diese<br />

spaltet sich jedoch an der Frage, ob sie Prostituierte unterstützen kann oder<br />

will. Im Mittelpunkt der Diskussion steht hier<strong>bei</strong> nicht die Prostituierte, um<br />

deren Recht es ja schließlich geht, sondern die Prostitution an sich. Wenn Prostituierte<br />

angesprochen werden, dann nicht als Frauen, sondern als Verkörperung<br />

ihres Berufs, der patriarchalischen Institution Prostitution. Wie vordergründig<br />

Argumente dieser Art sind, zeigt sich, wenn wir an Stelle des Berufs<br />

Prostituierte den Beruf Hausfrau (Ehefrau, Mutter) setzen.<br />

"Die Argumentation, die Frauenbewegung könne Prostituierte in ihrem<br />

Kampf um Emanzipation nicht unterstützen, da Prostituierte durch<br />

ih re Tätigkeit der Frauenbewegung in den Rücken fielen, ist für uns<br />

ni cht haltbar. Prostitution beruht auf fundamentalen Grundlagen unserer<br />

Gesellschaftsordnung und kann aus dieser nicht entfernt werden,<br />

solange keine grundlegende Anderung stattgefunden hat. Prostitution<br />

ist nicht eine Krankheit innerhalb der Gesellschaft, sondern<br />

das Symptom einer kranken Gesellschaft" (H ydra Nachtexpress<br />

1986/87, S. 6).<br />

"Innerhalb der bestehenden Gesellschaftsordnung erfüllt Prostitution<br />

eine strukturbedingte Funktion. Die Ausübung einer solchermaßen<br />

notwendigen Tätigkeit wird gemeinhin als Ar<strong>bei</strong>t bezeichnet. In diesem<br />

Sinne ist also Prostitution eine Ar<strong>bei</strong>t wie jede andere auch.<br />

Prostitution ist keine Ar<strong>bei</strong>t wie jede andere auch, insofern die sie<br />

Ausübenden starken physischen (besonders gesundheitlichen) und extremen<br />

psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Letztere sind jedoch<br />

nicht nur auf den beruflichen Bereich beschränkt, sondern er-

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