Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
- 130 -<br />
1. Die "normale" Diskriminierung der Frau im Wohnbereich<br />
Die Kleinwohnung wurde der Ar<strong>bei</strong>tsplatz der Frau, dort verrichtet sie unbezahlte<br />
Haus- und Familienar<strong>bei</strong>t. Als weibliche Lieferantin eines zusätzlichen<br />
Familieneinkommens, als "Mitverdienerin", verbessert sich ihr Status nicht umstandslos:<br />
Unbezahlte Hausfrau - schlecht entlohnte Berufsfrau. Innerhalb ihres<br />
Ar<strong>bei</strong>tspla tzes Wohnung ergeben sich weitere Interessenüberschneidungen.<br />
Wohnraum ist nach der funktionellen Anordnung der Räume in Tag- und Nachtbereiche,<br />
in Repräsentationsräume und Ar<strong>bei</strong>tsstätte an den Erholungsinteressen<br />
der Männer orientiert. Die flächenmäßige Verteilung der Einzelräume, die<br />
ba uliche Trennung der Küche vom Eßplatz, dem Wohn- und dem Kinderzimmer,<br />
unterstützen die geschlechtsspezifische Ar<strong>bei</strong>tsteil ung im Haushalt, führen zur<br />
Isolation und Mehrbelastung der Frauen (Warhaftig 1979). Innerhalb der Wohnfl<br />
äche ist ein eigener Reproduktionsraum für Frauen nicht vorgesehen. Hat sie<br />
überhaupt Anspruch auf Reproduktionszeit? Familienbedürfnisse bestimmen quasi<br />
unbegrenzt den Einsatz weiblicher Ar<strong>bei</strong>tskraft, somit auch innerhäuslich<br />
fl exibler Ar<strong>bei</strong>tseinsatz auf Abruf. Der Wegzeitenaufwand innerhalb der Wohnung<br />
ist aufgrund der üblichen Raumanordnung enorm: Von der meist nach Norden<br />
ausgerichteten, zellenartigen Küche gibt es keine Direktverbindung zum<br />
Kinderzimmer und damit zu den Betreuungsaufgaben. Die Küche ist eng; sie ist<br />
auf eine Person zugeschnitten (Terlinden 1980). Der Hauptort weiblicher, auch<br />
räumlich unsichtbar gemachter Hausar<strong>bei</strong>t.<br />
Räumliche und soziale Isolation kennzeichnen nicht nur den Wohnbereich<br />
von Frauen, sie schreiben sich in der Funktionsteilung der Städte, des Landes,<br />
in der Aufteilung in Gewerbegebiete, Geschäfts- und Ar<strong>bei</strong>tsgebiete und Wohngebiete<br />
fort. Die geringe Mobilität von Frauen, gemessen am Wegzeitenaufwand<br />
(fußläufiges Frauenverhalten contra Aktivität der männlich erbrachten Autokilometer<br />
), die verkehrsbedingte "Nutzungsbenachteiligung", verweisen die Frauen<br />
an<br />
nahegelegene Einrichtungen und schnell erreichbare Ar<strong>bei</strong>tsplätze, um Familienbedürfnisse<br />
und Erwerbsar<strong>bei</strong>t zu vereinbaren. Hinzu kommen die Mängel<br />
der Infrastruktur für Frauen: starre Öffnungszeiten für Kinderbetreuungseinrichtungen,<br />
keine Erholungsangebote im Wohnumfeld, keine öffentlichen Treffpunkte.