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L.: Der Hauptgrund ist, daß ich seit 1979 verschrieen bin in meiner Disziplin<br />
als feministische Linguistin, und die Disziplin behauptet, das ist keine Lingu<br />
istik, was ich da mache, denn Linguistik werte nicht, sondern die beschreibe<br />
bloß. Und es wird gesagt, wie unheimlich schade es ist, daß die<br />
begabte Linguistin der Disziplin verloren gegangen ist, wo ich doch vorher<br />
diese steile Karriere gemacht habe, bis zum Heisenberg-Stipendium. Das<br />
waren damals drei Frauen, die das bekommen haben in der Bundesrepublik.<br />
Ja, großes Bedauern, daß ich vom rechten Wege abgekommen bin. Meine<br />
Definition ist, daß das, was ich da gemacht habe, das Beste und Wichtigste<br />
war, was ich je gemacht habe. Davon bin ich einfach überzeugt, und die<br />
Resonanz außerhalb der Uni ist auch entsprechend, aber innerhalb der Uni<br />
eisige Kälte. Seit 1979.<br />
I. : Uni, damit meinst Du also bundesweit an den Hochschulen?<br />
L. : Ja, bundesweit an den Hochschulen. Es gibt da auch noch einige besondere<br />
Anekdoten, also so etwa meine Uni Konstanz, die mich <strong>bei</strong> einer Bewerbung<br />
ni cht berücksichtigt hat. Also ich habe mich öfter da beworben. Ich fiel als<br />
Heisenberg-Stipendiatin nicht unter das Hausberufungsverbot. Also konnte<br />
ich mich an meiner Heimat-Uni bewerben. Da war eine AnglistiksteIle, C2,<br />
und da haben sie beschlossen, ich wäre in der Anglistik nicht qualifiziert.<br />
Ich habe ja in Anglistik promoviert, aber formal war das vielleicht in Ordnung,<br />
weil ich mich ja in Italianistik mehr oder weniger habilitiert habe. Da<br />
konnten sie das also sagen. Das Interessante ist, daß sie dann einen Mann<br />
genommen haben aus Hannover. Als der den Ruf auf diese Stelle nach Konstanz<br />
bekam, habe ich seinen Chef in Hannover vertreten. Eine C4-Professur.<br />
In Hannover war ich qualifiziert genug, seinen Chef zu vertreten,<br />
aber an meiner Heimat-Uni nicht qualifiziert für Anglistik. Da sind sie also<br />
besonders gegen mich in Konstanz. Das liegt daran, weil einige männliche<br />
Kollegen - und einige Frauen - das als Nicht-Linguistik definiert haben. Ich<br />
merke allerdings, daß sich das allmählich ändert, weil die Studentinnen<br />
ni cht mehr mitmachen. Ich bekomme ständig Einladungen für Lehraufträge,<br />
z.B. in Saarbrücken, jetzt in Oldenburg, Darmstadt usw. Allerdings bin ich<br />
durch meine Schreiberei jetzt zum Glück in der Situation, daß ich mich<br />
di eser Sel bstausbeutung nicht mehr unterziehen muß. Ich kann inzwischen<br />
als Freiberuflerin eine sehr viel bessere Ar<strong>bei</strong>t machen, interessantere<br />
Ar<strong>bei</strong>t, auch besser bezahlt heißt das.