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6. Frauenbetriebe - Ein Weg in ungeschützte Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse?<br />
Auf den ersten Blick erübrigt sich das Fragezeichen hinter der Uberschrift: Für<br />
die Gründungs- und Anfangsphase der Beschäftigungsinitiativen langzeiterwerbsloser<br />
Frauen gilt in der Regel die gewerkschaftliche Kritik von der<br />
Selbstausbeutung im eigenen Betrieb. Die Frauen ar<strong>bei</strong>ten länger als in vergleichbaren<br />
abhängigen Tätigkeiten, sie bekommen dafür zudem weniger Geld,<br />
sind fast immer nicht renten- und ar<strong>bei</strong>tslosenversichert, und es fehlen Ausund<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Gleichzeitig aber wird mit dieser Ar<strong>bei</strong>t ein Ziel verfolgt, das mit abhängiger<br />
Ar<strong>bei</strong>t nicht erreicht werden kann: Ar<strong>bei</strong>tsplätze zu schaffen, die auf<br />
Dauer die Existenzsicherung leisten und zudem in der Ausgestaltung von den<br />
Frauen bestimmt werden können. Mit anderen Worten, Ar<strong>bei</strong>tsplätze, die nicht<br />
vom Alter, von Fehlentscheidungen, vom Engagement und der Fachkompetenz<br />
einzelner Betriebsbesitzer oder Geschäftsführer abhängig sind. In den Beschäftigungsinitiativen<br />
können die dort Ar<strong>bei</strong>tenden selbst Schritte für die Sicherung<br />
ihrer Ar<strong>bei</strong>tsplätze tun. Damit soll nicht das Hohe Lied auf das freie Untern ehmerinnentum<br />
gesungen werden. Selbständige Frauen sind von der konj unkturel<br />
Ien Lage, Irrationalitäten und ökonomischen Zwängen des Marktes unmittelbar<br />
abhängig. Im Rahmen dieses wirtschaftlichen Diktats wird die Existenzsicherung<br />
von Selbständigen jedoch weitgehend von der Rationalität der eigenen Handl ungen<br />
bestimmt. Dies und die Möglichkeit der Entscheidung über Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen<br />
und Ar<strong>bei</strong>tsinhalte sollte nicht unterschätzt werden. Das gilt insbesondere<br />
für die Frauen, die nicht die Berufsbiographien haben, für die die Regelungen<br />
geschützter Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisse gemacht sind. Für diese Frauen ist es ein Vorteil,<br />
wenn sie selbst entscheiden können, ob sie sich sozialversicherungspflichtige<br />
Ar<strong>bei</strong>tsplätze einrichten oder nicht. Für Frauen, die 15 Jahre lang ihre<br />
Kinder großgezogen haben, ist es <strong>bei</strong>spielsweise fast immer günstiger, sich privat<br />
zu versichern als in die Rentenversicherung einzuzahlen. Der Begriff ungesc<br />
hützter Ar<strong>bei</strong>tsplätze ist relativ. Er bemißt sich an sogenannten geschützten<br />
Ar<strong>bei</strong>tsverhältnissen, nicht aber an den weitergehenden Sicherungsmöglichkeiten<br />
und Entscheidungsspielräumen von Selbständigen. Die Ziele, die Frauen mit<br />
der Selbständigkeit verfolgen, müssen angesichts des miserablen Ar<strong>bei</strong>tsplatzangebots<br />
mit zu wenigen und zudem monotonen, minderbezahlten, weisungsabhängigen<br />
und dequalifizierten Tätigkeiten nicht weiter begründet werden. Mit den<br />
eigenen Betrieben wollen die Frauen sich Ar<strong>bei</strong>tsplätze schaffen, die nicht nur