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und macht Angst. Es fällt leichter, sich mit Prostituierten zu identifizieren,<br />

wenn sie als Opfer gesehen werden können. Aber so viele Schattenseiten dieser<br />

Beruf auch zeigt, er hat eben nicht nur diese. Zu seinen positiven Merkmalen<br />

gehören die relativ freie Zeiteinteilung, die Chance eines guten Verdienstes,<br />

der Spaß am Sex schlechthin, das Testen der eigenen Anziehungskraft, di e<br />

Selbstbestätigung und - die Macht über die Sexualität von Männern (Biermann<br />

1982; Hydra Nachtexpress 1985; Roggenkamp 1986).<br />

3. Berufs"normalität" als Subversion<br />

Was hieße es nun abschließend, für eine Anerkennung von Prostitution als Beruf<br />

zu streiten? Prostitution findet - daran besteht kein Zweifel - in einer beruflichen<br />

Form statt; gerade in der Verweigerung dieser Realität liegt ja die<br />

Voraussetzung für die Diskriminierung von Prostituierten. Helga Bilitewski und<br />

Regine Döl! (in diesem Band) weisen zu Recht darauf hin, daß Prostituierte nur<br />

als Verkörperung ihres Berufes angesprochen und letztlich für die Existenz von<br />

Prostitution verantwortlich gemacht werden. Nicht, daß hier von jeder Verantwortung<br />

für individuelles, auch berufliches Tun freigesprochen werden sollte,<br />

aber diesen Maßstab an alle Berufe angelegt: welche Berufsgruppe könnte denn<br />

hier ihre Hände in Unschuld waschen? In einer durch Herrschaftsformen geprägten<br />

Gesellschaft gehört es auch zu den Strukturmerkmalen von Berufen, an der<br />

Durchsetzung und Legitimierung dieser Formen beteiligt zu sein. Dies schließt<br />

aber doch nicht aus - obwohl und weil eingebunden in diese Funktionsweise -<br />

gleichzeitig für eine Veränderung dieser Formen zu kämpfen.<br />

Prostitution in der Grauzone zu belassen, schafft Prostitution nicht ab, es<br />

verlagert nur die Verantwortlichkeit auf die Prostituierten, die mit einer ganz<br />

spezifischen Art von Ungeschütztheit dafür bezahlen müssen. (Kollektives) Handeln<br />

wird so eher verhindert, denn an der fehlenden beruflichen Anerkennung<br />

der Ar<strong>bei</strong>t bricht sich die Motivation, für eine Veränderung der beruflichen<br />

Bedingungen zu kämpfen, ist keine Basis für eine (berufsständische) Interessenvertretung<br />

vorhanden. Öffentliches Auftreten wird zu einem unwägbaren Risiko<br />

, bedeutet es doch die Aufgabe des Doppellebens und das Aushalten der damit<br />

verbundenen Folgen (zur Geschichte der Organisierung von Prostituierten<br />

vgl. Bilitewski/ Döll in diesem Band).

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