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wäre, müssen sich in Stuttgart Prostituierte gleich von der Polizei registrieren<br />
lassen.<br />
Auch das Abdrängen der Prostituierten in Sperrgebiete und - soweit sie<br />
sich nicht daran halten - in die Illegalität - ist in diesem Zusammenhang zu<br />
nennen. Sie werden damit ghettoisiert, einem verschärften Konkurrenzkampf<br />
ausgesetzt und in die Arme von Bordellbesitzern und Zuhältern getrieben.<br />
Das wohl nachhaltigste Belastungsmoment, das mit dieser Berufsausübung<br />
verbunden ist, liegt in den Folgen ihrer Stigmatisierung, welche die besondere<br />
Gewaltförmigkeit dieses Ar<strong>bei</strong>tsverhältnisses legitimiert und verstärkt. Prostituierte<br />
sind der gesellschaftlichen Verachtung ausgesetzt. Für sie gilt nicht der<br />
mindeste Respekt vor Menschenwürde: Sie können angestarrt, angemacht, erniedrigt<br />
und gedemütigt werden; sie sind ständig der Gefahr lebensbedrohender Aggressionen<br />
ausgesetzt (vgl . "Huren wehren sich gemeinsam" in diesem Band).<br />
Von den psychischen Auswirkungen dieser alltäglichen Erfahrungen ganz zu<br />
schweigen, resultiert daraus auch eine für wohl kaum einen Beruf vergleichbare<br />
Umgehensweise: die Berufsausübung muß geheimgehalten und verleugnet werden.<br />
Prostituierte sind so zu einem Doppelleben gezwungen und ständig von der<br />
Angst vor Entdeckung und ihren Folgen begleitet.<br />
Obwohl Prostituierten außerhalb des Milieus die Beruflichkeit ihrer Ar<strong>bei</strong>t<br />
abgesprochen wird, ist das Milieu durch ökonomische Gesetzmäßigkeiten<br />
bestimmt, die die Marktförmigkeit des Angebots und Professionalisierung verlangen.<br />
Das breite Berufsspektrum reicht u.a. vom Straßen- und Autostrich über<br />
Bars, Salons, Appartements, Sexshops bis zu Peep-Shows und Eros-Center (vgl.<br />
"Huren wehren sich gemeinsam" in diesem Band).<br />
Der Zugang - in deri selteneren Fällen unfreiwillig 2 - erfordert qualifikatorische<br />
Kenntnisse, die je nach Berufsfeld unterschiedlich sind. Die Qualifikation<br />
umfaßt da<strong>bei</strong> keineswegs nur die verschiedenen Interaktionsformen der<br />
sexuellen Dienstleistung, die zum Teil wie <strong>bei</strong> den Sado-Maso-Praktiken hochspezialisierte<br />
Kenntnisse verlangen. Die emotionale und psychische Stabilisierung<br />
der Freier, eine häufig unterschätzte Dimension der beruflichen Anforderungen,<br />
verlangt neben kommunikativen und therapeutischen Kompetenzen vor<br />
allem das Beherrschen schauspielerischer und inszenatorischer Fähigkeiten,<br />
damit den gewünschten Selbstdarstellungsritualen der Freier ein perfekter Rahmen<br />
geboten werden kann. Da die Ar<strong>bei</strong>tsleistung dem Kosten-Nutzen-Kalkül<br />
unterliegt, ist ein wesentlicher Bestandteil der Professionalisierung die Fähigkeit,<br />
Wünsche und Bedürfnisse der Kunden in kürzester Zeit zu erfassen und