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mit dem minimalsten eigenen Aufwand adäquat zu erfüllen (Giesen/Schumann<br />
1980, S. 52/53). Der Qualifikationserwerb kann als reine Anlerntätigkeit aber<br />
auch in einer der Lehre vergleichbaren Ausbildungssituation erfolgen (Hydra<br />
Nachtexpress 1985/86; Stallberg o.J., S. 12).<br />
Neben den qualifikatorischen Vorausetzungen spielt für die Wahl des Berufsfeldes<br />
die Affinität zur Art der Prostitution eine Rolle. Die einen bevorzugen<br />
Appartements, weil diese "Privatheit", Komfort, Qualität der Freier und<br />
"ganzheitliche" Betreuung zulassen. Die anderen schätzen den Strich, denn er<br />
garantiert freie Zeiteinteilung, Kommunikation mit Kolleginnen und erlaubt<br />
darüber hinaus Ar<strong>bei</strong>tstechniken, die es nicht erfordern, die Geliebte ,von Kopf<br />
bis Fuß zu spielen (Hydra Nachtexpress 1981).<br />
Zwar ist ein Wechsel zwischen einzelnen Berufssparten ohne größere Zusatzqualifikationen<br />
möglich, jedoch entscheidet di e schulische und außerhalb<br />
der Prostitution erworbene berufliche Ausbildung darüber, ob eher die oberen<br />
oder niederen Ränge der Prostitutionshierarchie zur Wahl offenstehen. Die Untersuchungen<br />
von Giesen/Schumann (1980) und Röhr (1972) zeigen, daß das Ausbildungsniveau<br />
der Frauen über dem Durchscnitt der weiblichen Gesamtbevölkerung<br />
liegt.<br />
Der Status in (jer Prostitutionshierarchie, die Höhe des Einkommens und<br />
der Grad der Abhängigkeit, die von erfolgreichem Unternehmerinnentum bis zur<br />
Versklavung reicht, bestimmen entscheidend über die Qualität von Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen<br />
und -produkt. Die Ausländerinnen rangieren da<strong>bei</strong> "ganz unten" (vgl .<br />
Simon in diesem Band). Auf engstem Raum zusammengepfercht, eingesperrt,<br />
"Eigentum" ihrer Chefs und den Wünschen der Freier auf Gedeih und Verderb<br />
ausgeliefert. Hier noch ein Interesse an der Qualität der Ar<strong>bei</strong>t zu vermuten,<br />
wäre blanker Zynismus. AhnIich scheint die Abfertigung der Freier in etlichen<br />
Bordellen und Sexshops eher dem Prinzip der Akkordar<strong>bei</strong>t mit Stücklohnvergütung<br />
zu entsprechen. Auch hier ist nicht nur eine tendenzielle, sondern eine<br />
totale Gleichgültigkeit gegenüber der Qualität des Ar<strong>bei</strong>tsproduktes vorprogrammiert<br />
(Aziz 1981). Anders die Situation von Call-Girls, deren privilegierte<br />
Arbeltsbedingungen eine zeitintensive Betreuung der Freier zulassen und die<br />
sich aufgrund ihres hohen Einkommens auf wenige Freier beschränken, auch<br />
zeitweilig aus dem Beruf zurückziehen können. Sie zählen zu der Berufsgruppe,<br />
die es sich - wie noch zu zeigen sein wird - am ehesten leistet, eigene Bedürfnisse<br />
<strong>bei</strong> der Ar<strong>bei</strong>t zu befriedigen (Biermann 1982; Hydra Nachtexpress 1985).