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Bordell selbständig zu wirtschaften. Während ihrer Ar<strong>bei</strong>t als Prostituierte<br />

waren sie es gewohnt, Geld, das ihnen zur Verfügung stand, schnell auszugeben,<br />

da es ihnen sonst wieder weggenommen worden wäre. Durch die Versorgung<br />

im Bordell sind viele Frauen die alltägliche Lebensplanung, wie Lebensmittel<br />

einkaufen, das Geld über einen Monat einteilen usw. nicht mehr gewohnt.<br />

Nach ihrem Ausstieg sind sie nun damit konfrontiert, mit dem Existenzminimum<br />

des Sozialhilfesatzes auszukommen und es sinnvoll einzuteilen.<br />

Abschließend kommt noch als spezieller Aspekt hinzu, daß einige Frauen<br />

erhebliche Probleme mit Alkohol haben. Die Ursachen liegen zum Teil im Getränkezwang<br />

der Puffs, aber auch im Verhalten mancher Frauen, sich mit Alkohol<br />

oder anderen Drogen zu beFäuben, um ihre Ar<strong>bei</strong>t besser ertragen zu können.<br />

Viele Frauen haben durch die Ausübung ihres Berufes schwere<br />

Gesundheitsschäden.<br />

Hier zeigen Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen wie ständige Verfügbarkeit und<br />

Ar<strong>bei</strong>tsorte wie der Straßenstrich, der leichte Berufskleidung <strong>bei</strong> jedem Klima<br />

erfordert, ihre Folgen. Hier macht sich aber auch bemerkbar, daß der Ausschluß<br />

von Prostituierten aus der Sozialversicherung die Frauen aus finanziellen<br />

Gründen zwingt, gesundheitliche Schäden solange zu ignorieren, wie das<br />

möglich ist.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Probleme ist es nicht überraschend, daß sich<br />

ein Teil der Frauen zur Rückkehr in das Milieu entschließt. Sie pendeln da<strong>bei</strong><br />

nicht selten zwischen dem Ein- und Ausstieg, denn sie halten <strong>bei</strong> jedem Wieclereinstieg<br />

die Mißhandlungen weniger lange aus.<br />

Von den Frauen, die den Ausstieg schaffen, gelingt es ganz wenigen, eine<br />

Berufsausbildung anzufangen, und allenfalls in so unsicheren Berufen wie z.B.<br />

Friseuse. Ihnen fällt es häufig schwer, die Ausbildung durchz uhalten.<br />

Der Mehrheit bleibt aufgrund der schlechten Ausbildungssituation nur die<br />

Alternative, von der Sozialhilfe zu leben oder sich mit wechselnden, meist<br />

schlechten Jobs zu begnügen. Für die Frauen, die noch Schulden aus der Prostitution<br />

abzutragen haben, verringern sich die Chancen, einen Ar<strong>bei</strong>tsplatz zu<br />

bekommen, weiter, denn drohende Lohnpfändungen motivieren keinen Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />

zur Einstellung. Hier gilt es, im Vorfeld Verhandlungen mit den Gläubigern<br />

aufzunehmen, um sie von Lohnpfändungen abzuhalten. Gleichzeitig müssen niedrige<br />

Ratenzahlungen ausgehandelt werden, denn die Frauen verlieren die Lust,<br />

an einem Ar<strong>bei</strong>tsplatz festzuhalten, wenn das Einkommen nach Abzug der Raten<br />

die Höhe der Sozialhilfe nicht überschreitet.

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