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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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223Mit der karolingischen Schrift aber ist die mittel<strong>alte</strong>rliche Schriftgeschichte– siebenhundert Jahre vor dem Ende des Mittel<strong>alte</strong>rs –grundsätzlich schon zu Ende.Alle im Hoch- und Spätmittel<strong>alte</strong>r gebräuchlichen Schriften sind aufdie erwähnte Reform-Schrift zurückzuführen, auch die gotischenSchriften der frühen Neuzeit.Der Abriß der mittel<strong>alte</strong>rlichen Schriftgeschichte ist bewußt summarischgeh<strong>alte</strong>n. Und trotzdem erkennt man darin schon mehrerefaustdicke Lügen und haltlose Behauptungen.Zuerst ist die Schriftgeschichte verkehrt zu lesen: Die „frühmittel<strong>alte</strong>rlichen“Schriften sind die jüngsten. Sie leiten sich von den Schriftender anfänglichen Schriftlichkeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhundertsab – gleich ob man diese nun als gotisch oder humanistischbezeichnet.Und die Behauptung, man hätte die sogenannten „Nationalschriften“wegen ihrer zunehmenden Unleserlichkeit durch die karolingischenSchriften ersetzen müssen, ist ein starkes Stück. – Solche „unlesbare“Schriften sind manchmal sogar besser lesbar als angeblich spätereSchriften.Die Sache mit der karolingischen Reform wurde erfunden, um einenEntwicklungssprung in den Schriften des Mittel<strong>alte</strong>rs zu behaupten.Alle „mittel<strong>alte</strong>rlichen“ Schriften nach den sagenhaften Karolingernals Wurmfortsatz des Frühmittel<strong>alte</strong>rs abzutun, ist ungeheuerlich,zumal das meiste Schriftgut dem Hoch- und vor allem Spätmittel<strong>alte</strong>rzugeschrieben wird.Ebenso unlogisch sind die behaupteten Entwicklungssprünge, diegroßzügig viele Jahrhunderte zählen.Daß aus römischen Graffiti, wie sie in Rom und Pompeji überliefertwurden, ein direkter Weg zu den sogenannten Sekretariatsschriftender Renaissance führte, ist jedoch unter Berücksichtigung der Zeitkürzungdagegen absolut plausibel:Wir erkennen in Pompeji eine antike Stadt der Renaissance. Wasdort geschrieben wurde, war schon römischer Humanismus – ohneden mühsamen Umweg über ein „Mittel<strong>alte</strong>r“.Wie die karolingische Schrift nach fünf oder sieben Jahrhundertenohne das Zwischenglied der gotischen Schriften von den humanistischenSchreibern übernommen wurde, müßten die Paläographenerst plausibel erklären.

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