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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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84Die erste ausführliche geschichtsphilosophische Betrachtung überdas <strong>alte</strong> Rom stammt von dem französischen Theologen Bossuetund soll 1681 erschienen sein. Dessen Discours sur l’histoire universellekennt erstmals die gesamte römische <strong>Geschichte</strong> und fußt inihren Gedankengängen auf Augustinus.Wenn man Bossuets Werk kurz nach der Mitte des 18. Jahrhundertsansetzt, kommt man in die Zeit, in welcher das Abendland ein RömischesReich als Gegenstand der Betrachtung wahrgenommen hat –gleich wie Augustinus bekannt war.Mit Montesquieu und seinem Essay Considérations sur les causesde la grandeur des Romains et de leur décadence hat dieses Themaauch schon sein Apogäum erreicht – allerdings ist das Druckdatum1734 um mehrere Jahrzehnte nach vorne zu verschieben.Edward Gibbon und seine monumentale History of the decline andfall of the Roman Empire (1776 – 1788) trägt wohl richtige Druckdaten.– Die beiden letzteren Geschichtsbetrachtungen arbeiten auchschon mit dem Begriff der Dekadenz.Erst in der Renaissance und Barockzeit also wurde das sogenannteRömische Reich als historische Einheit begriffen. Ebenfalls in jenerEpoche kamen die schriftlichen Zeugnisse jenes geisterhaften politischenGebildes zum Vorschein: die „antiken“ Schriftsteller, die Münzen,die Inschriften.Der „römische“ Geschichtsschreiber „Tacitus“ löste sogar die geistigeBewegung des Taciteismus aus – eine Variante des Machiavellismus.Ein Römisches oder Spätrömisches Reich müßte kurz vor der Geschichtszeit,also vor vielleicht 300 Jahren existiert haben. Doch dortsucht man die frühe Neuzeit und wenig früher das späte Mittel<strong>alte</strong>r.Die chronologischen Verwerfungen werden deutlich.Eine Antike, 2500 bis 1500 Jahre vor heute, ist eine absurde Annahmeund das Resultat von Chronologen wie Scaliger, Petaviusund Calvisius. – Wenn es tatsächlich ein Altertum gegeben hat, solief dieses über eine kurze „mittel<strong>alte</strong>rliche“ Phase unmittelbar in dieNeuzeit über.Eine Antike als kulturgeschichtliche Epoche darf man annehmen,wohingegen ein „Römisches Reich“ bei näherer Betrachtung immerirrealer erscheint (Davidson/Luhmann, 25).Einige Punkte sollen die Problematik eines Römischen Reiches beleuchten.

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