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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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242absolut wahr. - Ein Notar darf schließlich nur wahre Dinge bezeugen,wenn er nicht seine Zulassung verlieren will.Interessant ist zuerst, daß es Urkunden nur aus dem Mittel<strong>alte</strong>r, nichtaber aus dem Altertum gibt. Der erste Urkundenschreiber war dergenannte Cassiodor aus der sagenhaften Ostgotenzeit.Die Barockzeit hat zwar auch versucht, antike Urkunden herzustellen,zum Beispiel ein Privileg von Kaiser Nero für Österreich (!). –Doch man hat diese Versuche abgebrochen.Urkunden sind der Definition nach Rechtsbestätigungen und als solchenach einem feststehenden Formular in einer formalisiertenSprache gefertigt.Schon hier wird ein tausendjähriges Mittel<strong>alte</strong>r widerlegt. Wenn manweiß, wie schnell sich Sprache, Rechtsanschauungen und Formulareändern, so ist allein der Gedanke eines über lange Zeiten gleichbleibendenSchemas absurd. – Die Zeit müßte rückwärts, nicht vorwärtsgelaufen sein.Diplomatiker haben sich unendlich viel Mühe genommen, um echtevon falschen Urkunden zu trennen. Doch hier beißt sich die Katze inden eigenen Schwanz: Echte Urkunden sind solche, die man für echthält und umgekehrt. Die Auseinandersetzungen, die seit dem 19.Jahrhundert um die Echtheit von bestimmten Urkunden tobten, sindein Streit um des Kaisers Bart.Die Urkundenlehre ist angeblich „um die Mitte des 17. Jahrhunderts“– tatsächlich etwa hundert Jahre später - entstanden.Der Benediktiner Jean Mabillon begründete die Urkundenlehre mitseinem Werk De re diplomatica. – Dahinter stand nicht nur wissenschaftlicherEifer. Die <strong>Geschichte</strong> wissenschaftlicher Behandlungdes mittel<strong>alte</strong>rlichen Urkundenwesens steht in unmittelbarer Verbindungmit der <strong>Geschichte</strong> der Urkundenfälschungen (Bresslau, I, 11).Die Jesuiten waren die ersten, welche die Urkunden als Erfindungenverwarfen. Die Benediktiner als Angehörige eines Ordens mit großenBesitzständen, waren begreiflicherweise daran interessiert, ihre gefälschtenRechtstitel nicht zu gefährden.Der zitierte Harry Bresslau, dessen zweibändiges Handbuch der Urkundenlehrefür Deutschland und Italien noch heute als Standardwerkgilt, gibt diesen Streit zwischen Jesuiten und Benediktinernwieder. Aber die Liebe zu seinem Gegenstand verbot ihm, die Urkundenin Bausch und Bogen zu verwerfen. Bresslau wirft den Jesuitendeshalb „Hyperkritizismus“ vor.

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