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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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259Der riesige Umfang des schriftlichen Werkes von Thomas von Aquinspricht für die Epoche des Barocks.Die Theologie des Aquinaten mit ihrer intellektuell herausforderndenPrämisse scientia dei est causa rerum = die Theologie ist die Grundlagedes Seins kann nur aus der nachreformatorischen Zeit verstandenwerden.Wie sehr der angeblich mittel<strong>alte</strong>rliche Thomas von Aquin in Tat undWahrheit die Theologie und Dogmatik der römisch-katholischen Kircheder Neuzeit wiedergibt, beweisen neben der Summa auch dieihm zugeschriebenen Nebenwerke.Mit der Summa contra Gentiles (Summe gegen die Heiden) verfaßteThomas ein apologetisches und missionarisches Werk für das studiumarabicum der Dominikaner. Diese Unternehmung hatte die Aufgabe,die spanischen Juden und Mohammedaner zu bekehren. –Man kann daraus ableiten, daß in der Barockzeit in Spanien der katholischeGlauben noch nicht gegen die anderen Bekenntnisse gesiegthatte.Noch deutlicher wird der zeitgebundene Hintergrund des Thomismusin dem Traktat Contra errores Graecorum (Gegen die Irrtümer derGriechen). Darin werden falsche Lehren der griechisch-katholischenKirche widerlegt und der Primat des Papstes sowie das Dogma derTrinität verteidigt.Auch die Kirchenväter, die in der Abhandlung gegen die Griechenzitiert werden, von Athanasius bis zu Johannes Chrysostomos, mußtenzuerst vorgelegen haben.Erwähnt werden soll auch die kleine Schrift De regimine principum(Die Fürstenherrschaft) von Thomas. Es ist dies ein Fürstenspiegelmit deutlichen Anklängen an die literarische Gattung der Staats-Utopien eines Thomas Morus und eines Campanella.Die Leistung Thomas von Aquins ist die Verbindung des heidnischenAristoteles mit der katholischen Dogmatik. Da verwundert sehr, daßdieser Kirchenlehrer griechische Philosophen studierte, ohne dergriechischen Sprache mächtig zu sein.Man stelle sich vor: ein hoch gelehrter Theologe, der dicke Wälzer inLatein schreibt und die Sprache des Neuen Testamentes nicht versteht!– Dabei stammte Thomas doch aus Süditalien mit seiner griechischenTradition.Thomas von Aquins Unkenntnis des Griechischen ist aber keine Einzelheit,sondern ein wichtiges Element der fingierten Gestalt. Damit

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