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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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230Entdeckt wurden die ur<strong>alte</strong>n antiken Handschriften nicht von denLeuten, die sie aufbewahrten - also den Mönchen - sondern vonHumanisten.Die humanistischen Auffindungslegenden antiker Handschriften habenstereotype Züge:Da kommt ein aufgeklärter, weltlicher oder geistlicher Humanist inein Kloster, in dem nur vertrottelte Mönche leben, die nicht ahnen,was für Kostbarkeiten in ihren Bibliotheken herumliegen.Der fremde Gelehrte nimmt oder stiehlt die Manuskripte aus der Klosterbibliothekund veröffentlicht sie meistens gleich als Druckwerk.Das entdeckte Original verschwindet nach der Drucklegung spurlos.Doch rechtzeitig vor dem Verschwinden werden noch Abschriftengemacht.Robert Baldauf hat ausführlich die haarsträubende Auffindungsgeschichtevon antiken Manuskripten in Sankt Gallen durch PoggioBracciolini untersucht (Baldauf: Historie und Kritik, 5 ff.).Poggio benützte eine Pause des Konstanzer Konzils, um mehrereAbstecher nach Sankt Gallen zu machen. Dort entdeckte er in einemTurm (!) antike Autoren, die er zu sich nahm. – Es wird dabei nichtgesagt, ob Poggio die <strong>alte</strong>n Manuskripte gestohlen, ausgeliehenoder gekauft hat. – Und auch welche Autoren er entdeckte, bleibtunklar. Genannt werden: Quintilian, Vitruv, Laktanz, Lukrez, Plautus,Silius Italicus, Ammianus Marcellinus.Ein anderer Humanist namens Beatus Rhenanus entdeckte „1520“im elsässischen Kloster Murbach einen klassischen römischen Geschichtsschreibernamens Vellejus Paterculus. Dieser schrieb eine<strong>Geschichte</strong> Roms vom Fall von Troja bis zur Zeit des Kaisers Tiberius.Das Latein des Autors komme Caesar gleich, der innere WertTacitus, schreiben moderne Philologen überschwenglich (Metzler,740).Doch Beatus Rhenanus = der Rheinländer Beat hat seine Entdekkungdes Vellejus Paterculus = PALAIOS PATERCULUS = „Altväterchen“wie alle anderen Humanisten im 18. Jahrhundert gemacht.Und das Kloster Murbach hat der gelehrte Schreiber wohl nie besucht.Eines wird bei diesen typischen <strong>Geschichte</strong>n ebenfalls deutlich: Gefundenwerden die <strong>alte</strong>n Autoren in einer kleinen Anzahl von Klöstern.

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