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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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254che jener <strong>alte</strong>hrwürdigen Klause so einfältig, daß sie nicht wußten,was für Schätze sie hüteten?An dieser Auffindungsgeschichte stimmt überhaupt nichts.Und Giovanni Boccaccio erscheint merkwürdig früh auf der dichterischenBühne. Sein Hauptwerk, das Decamerone, soll er gleich nachder Pest in Florenz „um 1350“ geschrieben haben.Darin verwertet Boccaccio klassische, französische, italienische undorientalische Quellen. Friedrich von Hohenstaufen mit seinen Falkentaucht auf. Und die Legende von den drei Ringen, die vom SultanSaladin von Babylon (!) und dem Juden Melchisedek = gerechterKönig handelt, wird erzählt.Doch diese dichterischen Stoffe sind erst in der Renaissance undder Barockzeit im 18. Jahrhundert plausibel. Also hat Boccacciodann, und nicht in einem legendären 14. Jahrhundert geschrieben.In die gleiche Zeit wie Boccaccio wird ein anderer italienischer Dichterfürstgesetzt, dessen behauptete Lebensbeschreibung von Absurditätenund Anachronismen trieft.Francesco Petrarca hat die Lebensdaten „1304 bis 1374“ erh<strong>alte</strong>n.Aber in eine derart ferne Zeit paßt er nicht hinein.Der Renaissance-Dichter Petrarca schreibt Sonette, die voll sind mitAnspielungen auf eine <strong>Geschichte</strong>, die sich auch nach dem konventionellenGeschichtsbuch erst im 16. Jahrhundert zugetragen hat.Erwähnt wird etwa die Eroberung von Bagdad „1517“ durch denOsmanen-Herrscher Selim I. und die Errichtung von „gotteslästerlichenTürmen“, also Minaretten, um die Zentralkirche von Konstantinopel.Aber was Petrarca, der sich selbst einen unermüdlichen Leser nennt,am meisten entlarvt, ist seine Bücherliebe (vgl. Textüberlieferung,526 ff.).Nicht nur soll Petrarca die größte Privatbibliothek besessen haben,er fertigte auch ein Bücherverzeichnis an. Dieses hat er sinnigerweisein einen Codex zusammengebunden, und zwar mit CassiodorsSchrift De anima und Augustinus’ De vera religione.Man kennt den Fälschertrick, ein bestimmtes Werk mit einem anderenzu verbinden, das angeblich älter ist und somit Authentizität derÜberlieferung vorgaukeln soll.Petrarca liebt besonders Augustinus. Mit dessen Bekenntnissen(Confessiones) besteigt er bekanntlich den Mont Ventoux in der Provenceund liest auf der Höhe des Berges daraus vor.

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