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Matrix alte Geschichte - 2013 - Dillum

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56Die Beispiele belegen den Versuch, die gesamte christliche Heilsgeschichtein einen unwiderlegbaren chronologischen Rahmen zuzwängen und mit verschiedenen Datierungssystemen zu sichern.Vor allem wird auch klar, daß man sich zu Petavius’ Zeiten trotz allerBemühungen noch uneins war über die Datierung wichtiger Ereignisse.- Besonders auffällig sind die ungewohnten Lebensdaten vonChristus (4 AC – 33 AD). - Doch hier wird sich zeigen, daß die Numerologiegewisse Daten vorschrieb.Der englische Physiker und Astronom Isaac Newton verfaßte unteranderem auch ein Werk über Chronologie und zeigte sich, angeblichim späten 17. Jahrhundert, als einer der ersten und vehementestenGegner der eben veröffentlichten Zeitkonstruktionen. Denn klar ist,daß die von Scaliger und Pétau aufgestellten Daten ein Kunstproduktwaren und keineswegs für alle Wissenschaftler akzeptabel(Topper: Fälschungen, 131 f.).Bei Scaliger und Petavius wird noch etwas deutlich, was bei vielenGeschichtsschreibern am Beginn der plausiblen <strong>Geschichte</strong> festzustellenist: Diese Gelehrten agierten meistens nicht allein, sondernhatten Freunde, Zuträger und Gehilfen, welche Zwischenglieder fürihre chronologischen Konstrukte herstellten.Scaliger hatte als Freund Isaak Casaubon, latinisiert Casaubonus,einen angeblich aus Genf stammenden Gelehrten. Dieser fertigte„um 1605“ in Paris die Liste der griechischen Olympioniken an, einlineares Kontrollsystem großer Zeiträume (Brincken, 77), beginnendmit der ersten Olympiade „776 AC“ und fortgeführt bis in die Spätantike.Undurchsichtiger sind Herkunft und Urheber der zweiten wichtigenantiken Jahrzählung, der römischen Konsularlisten, auch fasti consularesgenannt. Diese reichten von den Anfängen der römischen Republik„um 500 AC“ bis ins „6. Jahrhundert nach Christus“ – und wiedie Olympioniken fast lückenlos erh<strong>alte</strong>n.Aber entdeckt wurden die Listen der Konsularfasten natürlich aucherst in der Renaissance, „um 1550“ in Rom. – Das Datum ist zu früh,und auch der Fundort ist unglaubwürdig. Man muß Frankreich imzweiten Drittel des 18. Jahrhunderts als Entstehungsland und unterenZeitpunkt ansetzen.Obwohl die griechischen Olympioniken und die römischen Konsularlistenals Fabrikate der Renaissance zu erkennen sind, hat sich bisheute weder ein Zweifel noch ein Protest gegen diese kapitalen Fälschungenerhoben.

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