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übereinander gelegt. Der Perlmutterboden aber glich einem<br />

Lichtstrome, der vom Altar bis zur Tür unter ihren bloßen Füßen<br />

hinrieselte.<br />

In der Mitte saßen, Rücken an Rücken, die vier<br />

Oberpriester auf vier Elfenbeinstühlen, die im Kreuz aufgestellt<br />

waren. Der Oberpriester Eschmuns war in ein hyazinthenblaues<br />

Gewand gekleidet, der Tanits in weißes Linnen, der Khamons in<br />

gelbrote Wolle und der Molochs in Purpur.<br />

Hamilkar näherte sich dem Kandelaber, schritt um ihn<br />

herum und betrachtete die brennenden Dochte. Dann streute er<br />

wohlriechendes Pulver darauf. Violette Flammen loderten in den<br />

Kelchen auf.<br />

Alsbald erhob sich eine schrille Stimme, eine andre<br />

antwortete, und die hundert Alten, die vier Oberpriester und<br />

Hamilkar, der immer noch stand, stimmten einen Hymnus an.<br />

Sie wiederholten immerfort die gleichen Silben, verstärkten aber<br />

jedesmal den Ton, und so schwollen ihre Stimmen an, wurden<br />

schreiend und schrecklich, bis sie dann mit einem Schlage<br />

schwiegen.<br />

Man wartete eine Weile. Endlich zog Hamilkar aus seinem<br />

Busen eine kleine saphirblaue Statuette mit drei Köpfen und stellte<br />

sie vor sich hin. Das war das Bild der Wahrheit, die er damit zum<br />

Schutzgeist seiner Worte machte. Dann steckte er sie wieder zu sich;<br />

und wie von plötzlicher Wut ergriffen, schrien alle durcheinander:<br />

»Die Barbaren sind deine guten Freunde! Verräter!<br />

Verruchter! Du kommst zurück, um unsern Untergang anzusehen,<br />

nicht wahr? – Laßt ihn reden! – Nein, nein...!«<br />

Sie rächten sich für den Zwang, den ihnen das<br />

staatsmännische Zeremoniell bisher auferlegt hatte. Wiewohl sie<br />

Hamilkars Rückkehr gewünscht hatten, so waren sie jetzt doch<br />

darüber entrüstet, daß er ihrem Unglück nicht vorgebeugt, oder<br />

vielmehr, daß er es nicht mit ihnen geteilt hatte.<br />

Als sich das Getobe gelegt hatte, stand der Oberpriester<br />

Molochs auf.<br />

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