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Währenddem liefen zahllose Sklaven mit aufgeschürzter<br />

Tunika auf den Fußspitzen hin und her. Von Zeit zu Zeit spielten<br />

Leiern eine Hymne, oder es erhob sich ein Chorgesang. Der Lärm<br />

des Volkes, anhaltend wie Meeresrauschen, umbrauste verworren<br />

das Festmahl, wie um die Harmonie der Stimmung zu erhöhen.<br />

Wenige nur gedachten des Gelages der Söldner. Man überließ sich<br />

glückseligen Träumen. Die Sonne begann zu sinken, und auf der<br />

andern Seite des Himmels kam bereits der Mond empor.<br />

Plötzlich wandte Salambo den Kopf, als hätte jemand sie<br />

gerufen. Das Volk, das zu ihr aufschaute, folgte der Richtung ihres<br />

Blickes.<br />

Auf der Höhe der Akropolis hatte sich die Tür des Kerkers,<br />

der zu Füßen des Eschmuntempels in den Fels gehauen war,<br />

soeben geöffnet. Ein Mann stand auf der Schwelle der schwarzen<br />

Öffnung.<br />

Tiefgebückt trat er heraus, mit der verstörten Miene<br />

eines wilden Tieres, das man plötzlich freigelassen hat. Das Licht<br />

blendete ihn. Eine Weile blieb er unbeweglich stehen. Man hatte ihn<br />

allgemein erkannt und hielt den Atem an.<br />

Der Körper dieses Opfers war für alle etwas Besonderes,<br />

fast von einem Heiligenschein umstrahlt. Man beugte sich vor, um<br />

ihn zu sehn, vornehmlich die Weiber. Sie waren darauf erpicht, den<br />

zu betrachten, der ihre Kinder und Gatten getötet hatte. Im Grunde<br />

ihrer Seele erhob sich eine schmähliche Neugier, das Verlangen, ihn<br />

vollständig kennen zu lernen, ein Gelüst, das sich mit Reue paarte<br />

und in ein Übermaß von Haß umschlug.<br />

Schließlich schritt er vorwärts. Da wich die Betäubung<br />

der ersten Überraschung. Tausend Arme streckten sich empor, aber<br />

man sah ihn nicht mehr.<br />

Die Treppe zur Burg hatte sechzig Stufen. Matho<br />

stürzte sie hinab, wie in einem Gießbach vom Gipfel eines Berges<br />

hinuntergerissen. Dreimal sah man ihn hochschnellen. Endlich<br />

kam er unten wieder auf die Füße.<br />

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