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Zisternen gewagt. Der Libyer klomm mit beiden Händen daran<br />

empor, und bald sah er sich an der Seite seines Gefährten in einer<br />

weiten dunklen Halle.<br />

Ein derartiger Tempeleinbruch war etwas ganz<br />

Ungewöhnliches. Die Unzulänglichkeit der Schutzvorrichtungen<br />

zeigte allein schon, daß man damit überhaupt nicht rechnete.<br />

Furcht schützt Tempel besser als alle Mauern. Matho war bei jedem<br />

Schritt auf seinen Tod gefaßt.<br />

Ein Lichtschein schimmerte matt aus dem Dunkel<br />

heraus. Die beiden gingen darauf zu. Es war ein brennendes<br />

Lämpchen in einer Muschel vor dem Sockel eines Standbildes,<br />

dessen Haupt eine Kabirenkappe trug. Das lange blaue Gewand<br />

war mit kleinen Mondscheiben aus Brillanten übersät. Die Füße<br />

waren an Ketten befestigt, die in die Steinfliesen eingelassen waren.<br />

Matho unterdrückte einen Schrei. »Ah, hier! Tanit!« stammelte er.<br />

Spendius nahm das Lämpchen, um damit zu leuchten.<br />

»Wie gottlos du bist!« murmelte Matho. Trotzdem folgte<br />

er ihm.<br />

Das Gemach, das sie nun betraten, enthielt nichts als ein<br />

schwarzes Wandgemälde, das eine Frau darstellte. Die Beine liefen<br />

an der einen Wand empor, und der Leib reichte über die Decke<br />

hinweg. Vom Nabel hing an einer Schnur ein riesiges Ei herab. An<br />

der andern Wand neigte sich der Körper hinab, mit dem Kopfe nach<br />

unten, so daß die Fingerspitzen den Steinboden berührten.<br />

Um weiterzugelangen, schlugen sie einen hängenden<br />

Teppich zurück. Der Luftzug blies ihr Licht aus.<br />

Nun irrten sie in den labyrinthischen Räumen des<br />

Gebäudes umher. Plötzlich fühlten sie etwas Weiches unter<br />

ihren Füßen. Funken knisterten und sprühten. Sie schritten wie<br />

durch Feuer. Spendius betastete den Boden und erkannte, daß er<br />

kunstfertig mit Luchsfellen ausgeschlagen war. Dann war es ihnen,<br />

als ob ein dickes, kaltes, feuchtes und klebriges Seil zwischen ihren<br />

Beinen hinglitt. Durch schmale Spalten im Mauerwerk drangen<br />

dünne weiße Lichtstrahlen. In diesem Dämmerdunkel schritten sie<br />

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