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Begehren, sie zu sehen, verzehrt mich. Erbarmen! Hilf mir! Wir<br />

wollen hin zu ihr!«<br />

Mit heftiger und hochmütiger Gebärde stieß er sie<br />

zurück.<br />

»Niemals! Weißt du nicht, daß man dann sterben muß?<br />

Die doppelgeschlechtlichen Götter entschleiern sich nur uns allein,<br />

die wir Männer durch den Geist und Weiber durch die Schwäche<br />

sind. Dein Begehren ist Gotteslästerung. Begnüge dich mit dem,<br />

was du kennst!«<br />

Salambo sank in die Knie, legte zum Zeichen der Reue die<br />

beiden Zeigefinger an die Ohren und schluchzte, niedergeschmettert<br />

durch die Worte des Priesters. Zorn, Schrecken und Demut erfüllten<br />

sie gleichzeitig.<br />

Schahabarim stand vor ihr, hochaufgerichtet, gefühlloser<br />

als die Fliesen der Terrasse. Er blickte auf Salambos Gestalt herab,<br />

die zitternd zu seinen Füßen lag, und empfand eine seltsame<br />

Freude, weil er sie für seine Gottheit, die selbst er nicht ganz zu<br />

erfassen imstande war, so leiden sah.<br />

Schon begannen die Vögel zu singen, kalter Wind wehte,<br />

und kleine Wölkchen jagten über den erblassenden Himmel.<br />

Da bemerkte der Priester am Horizont hinter Tunis<br />

etwas wie einen leichten Nebelstreifen, der über das Land hin zu<br />

ziehen schien. Eine Weile später verwandelte sich dieser Nebel in<br />

eine senkrechte Wand von grauem Staub. Aus den Wirbeln dieser<br />

mächtigen Masse tauchten Kamelköpfe, Lanzen und Schilde auf.<br />

Es war das Heer der Barbaren, das gegen Karthago<br />

vormarschierte.<br />

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