30.12.2012 Aufrufe

download - Librito

download - Librito

download - Librito

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Als Matho auf eine Steinfliese trat, gab sie unter seinen<br />

Füßen nach, und plötzlich begannen die Kugeln sich zu drehen,<br />

die Ungeheuer zu brüllen. Dazu erklang Musik, eine Melodie,<br />

rauschend wie die Harmonie der Sphären: Tanits wilde Seele brauste<br />

durch den Raum. Matho hatte das Gefühl, als erhebe sie sich, als sei<br />

sie hoch wie die Halle, als breite sie die Arme aus. Plötzlich schlossen<br />

die Ungeheuer ihre Rachen, und die Kristallkugeln standen wieder<br />

still.<br />

Eine Zeitlang klangen noch unheimliche Töne durch die<br />

Luft, bis sie endlich verhallten.<br />

»Und der Mantel?« fragte Spendius.<br />

Er war nirgends zu erblicken. Wo war er? Wie sollte man<br />

ihn finden? Wenn ihn die Priester nun versteckt hatten? Matho<br />

empfand einen Stich durch das Herz. Er kam sich wie genarrt vor.<br />

»Hierher!« flüsterte Spendius. Eine Eingebung leitete<br />

ihn. Er zog Matho hinter den Wagen der Tanit, wo eine Spalte, eine<br />

Elle breit, die Mauer von oben bis unten durchschnitt.<br />

Sie drangen in einen kleinen kreisrunden Saal, der so<br />

hoch war, daß man das Gefühl hatte, sich im Innern einer Säule<br />

zu befinden. In der Mitte schimmerte ein großer schwarzer Stein,<br />

halbkreisförmig wie ein Sessel. Über ihm loderte ein Feuer. Hinter<br />

ihm ragte ein kegelartiges Stück Ebenholz empor, mit einem Kopf<br />

und zwei Armen.<br />

Dahinter hing etwas wie eine Wolke, in der Sterne<br />

funkelten. Aus tiefen Falten leuchteten Figuren hervor: Eschmun<br />

mit den Erdgeistern, wiederum einige Ungeheuer, die heiligen<br />

Tiere der Babylonier und andre, die den beiden unbekannt<br />

waren. Das Ganze breitete sich wie ein Mantel unter dem Antlitz<br />

des Götzenbildes aus. Die langen Enden waren an der Wand<br />

hochgezogen und mit den Zipfeln daran befestigt. Es schillerte blau<br />

wie die Nacht, gelb wie das Morgenrot, purpurrot wie die Sonne.<br />

Es war über und über bestickt, durchsichtig, lichtfunkelnd und<br />

duftig. Das war der Mantel der Göttin, der heilige Zaimph, den<br />

kein Mensch anschauen durfte.<br />

81

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!