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und ihre Augen glänzten in klarem Feuer. Die Pythonschlange<br />

dagegen war abermals erkrankt, und da Salambo im Gegensatz<br />

zu ihr sichtlich gesünder ward, so freute sich die alte Taanach<br />

darüber. Sie war überzeugt, daß das Tier durch sein Hinsiechen die<br />

Krankheit von ihrer Herrin nehme.<br />

Eines Morgens fand sie es hinter seinem Lager in sich<br />

zusammengerollt, kälter als Marmor. Sein Kopf wimmelte von<br />

Würmern. Auf ihr Geschrei kam Salambo herbei. Sie drehte die<br />

Schlange mehrere Male mit der Spitze ihrer Sandale um. Die<br />

Sklavin war erstaunt über die Gleichgültigkeit ihrer Herrin.<br />

Hamilkars Tochter setzte auch ihr Fasten nicht mehr mit<br />

dem alten Eifer fort. Tagelang verbrachte sie oben auf dem flachen<br />

Dache des Schlosses, die Ellbogen auf die Brüstung gelehnt, und<br />

belustigte sich damit, Ausschau zu halten. Wo die Stadt zu Ende<br />

war, da hob sich der Mauerkranz mit seiner zackigen Zinnenlinie<br />

vom Himmel ab, und die Lanzen der Posten bildeten längs<br />

seiner Krone einen Stachelzaun. Jenseits der Mauern erblickte<br />

sie zwischen den Türmen die Bewegungen der Barbaren. An den<br />

Tagen, wo die Belagerung ruhte, konnte sie sogar erkennen, was<br />

sie in ihren Lagern trieben. Sie flickten ihre Rüstungen aus, salbten<br />

sich das Haar mit Fett oder wuschen sich ihre blutigen Arme im<br />

Haff. Die Zelte waren geschlossen, die Lasttiere fraßen. Dahinter<br />

sah man die im Halbkreise aufgestellten Sichelwagen wie einen<br />

silbernen Krummsäbel am Fuße der Berge blinken. Schahabarims<br />

Worte kamen ihr wieder in den Sinn. Sie erwartete ihren Verlobten<br />

Naravas, aber trotz ihres Hasses hätte sie auch Matho gern<br />

wiedersehn mögen. In ganz Karthago war sie vielleicht der einzige<br />

Mensch, der ohne Furcht mit ihm gesprochen hätte.<br />

Oft kam ihr Vater in ihr Gemach. Er setzte sich tiefatmend<br />

auf die Kissen und betrachtete sie mit fast zärtlicher Miene, als<br />

fände er in ihrem Anblick eine Erholung von seinen Mühsalen.<br />

Mehrfach forschte er sie über ihre Reise in das Lager der Söldner<br />

aus. Er fragte sogar einmal, ob sie nicht doch von jemandem dazu<br />

angestiftet worden sei. Sie verneinte es durch eine Kopfbewegung.<br />

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