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Kohlenfeuer, salzte sie mit Sand und stritt sich um die besten Bissen.<br />

Als von den drei Toten nichts mehr übrig war, schweiften die Augen<br />

der Esser über die ganze Ebene, um andre zu erspähen.<br />

Hatte man im letzten Treffen nicht zwanzig Karthager<br />

gefangen genommen, die bisher niemand beachtet hatte? Sie<br />

verschwanden. Das war obendrein eine Rache! Und da man leben<br />

mußte, da sich der Geschmack an solcher Nahrung entwickelt<br />

hatte, da man am Verhungern war, so schlachtete man weiterhin<br />

die Wasserträger, die Troßknechte und die Burschen der Söldner.<br />

Jeden Tag wurden ein paar abgestochen. Manche aßen viel, kamen<br />

wieder zu Kräften und waren nicht mehr traurig.<br />

Bald aber versiegte diese Hilfsquelle. Nun wandte sich die<br />

Gier auf die Verwundeten und Kranken. Da sie doch nicht wieder<br />

gesund würden, sei es besser, sie von ihren Qualen zu erlösen.<br />

Sobald ein Mann matt wurde, schrien alle, er sei verloren und müsse<br />

den andern als Speise dienen. Um den Tod solcher Unglücklichen<br />

zu beschleunigen, wandte man Hinterlist an. Man stahl ihnen den<br />

letzten Rest ihrer Nahrung oder trat wie aus Versehen auf sie. Damit<br />

man sie für frisch und kräftig halte, versuchten die Sterbenden,<br />

die Arme auszustrecken, aufzustehn, zu lachen. Ohnmächtige<br />

erwachten bei der Berührung schartiger Klingen, die ihnen ein<br />

Glied vom Leibe sägten. Manche mordeten auch ohne Bedürfnis,<br />

aus Blutgier, um die Wut zu stillen.<br />

Ein schwerer schwüler Nebel, wie er in diesen<br />

Landstrichen gegen das Ende des Winters eintritt, senkte sich am<br />

vierzehnten Tage auf das Heer herab. Dieser Witterungswechsel<br />

führte zahlreiche Todesfälle herbei, und in der feuchten Hitze, die<br />

sich zwischen den Felswänden verfing, vollzog sich die Verwesung<br />

mit entsetzlicher Schnelligkeit. Der Sprühregen, der auf die<br />

Leichen niederfiel, weichte sie auf und verwandelte den ganzen<br />

Talkessel alsbald in eine riesige Aasgrube. Weiße Dünste wogten<br />

über ihr, reizten die Nase, durchdrangen die Haut und trübten die<br />

Augen. Die Barbaren glaubten den ausgehauchten Odem, die Seelen<br />

ihrer toten Kameraden zu spüren. Ungeheurer Ekel ergriff sie. Sie<br />

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