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sprach immer nur das gewöhnliche Wort »Mond« aus, das nichts<br />

weiter bedeutete als bloß das Gestirn, und sie erschöpfte sich in<br />

frommen Worten über sein mildes befruchtendes Licht. Schließlich<br />

aber rief Schahabarim aus:<br />

»Nein, so ist das nicht! Der Mond erhält all seine<br />

Fruchtbarkeit von anderswo! Siehst du denn nicht, wie er um<br />

die Sonne schleicht wie ein verliebtes Weib, das einem Manne<br />

über das Feld nachläuft?« Und unaufhörlich pries er die Kraft des<br />

Sonnenlichtes.<br />

Weit entfernt, ihre mystische Sehnsucht zu ertöten, reizte<br />

er sie vielmehr auf. Er schien sogar Vergnügen daran zu finden,<br />

Salambo durch die Offenbarung einer unerbittlichen Lehre in<br />

Verzweiflung zu stoßen, und sie ging trotz der Schmerzen, die er<br />

ihrer Liebe zu Tanit bereitete, eifrig darauf ein.<br />

Je mehr der Oberpriester an Tanit irre wurde, desto mehr<br />

gab er sich Mühe, sich doch seinen Glauben an sie zu wahren. In<br />

tiefster Seele hielt ihn die Angst vor späterer Reue fest. Er sehnte<br />

sich nach einem Beweise, einer Kundgebung der Göttin, und in<br />

der Hoffnung, dies zu erringen, ersann er ein Unternehmen, das<br />

zugleich sein Vaterland und seinen Glauben retten sollte.<br />

Von nun an begann er vor Salambo den Tempelraub<br />

und das Unglück zu beklagen, das davon ausgegangen sei und sich<br />

bis in die Weiten des Himmels erstrecke. Jetzt verkündete er ihr<br />

auch unvermittelt die Gefahr, in der ihr Vater schwebte, von drei<br />

Heeren unter Mathos Führung bedrängt. Matho, der Räuber des<br />

heiligen Mantels, war für die Karthager der Herzog der Barbaren.<br />

Schahabarim setzte hinzu, daß das Heil der Republik und des<br />

Suffeten einzig und allein von Salambo abhänge.<br />

»Von mir?« rief sie aus. »Wie kann ich denn...?«<br />

Der Priester unterbrach sie mit verächtlichem Lächeln:<br />

»Nie wirst du dich dazu verstehen!«<br />

Sie flehte ihn an. Endlich sagte Schahabarim:<br />

»Du mußt zu den Barbaren gehen und den Zaimph<br />

zurückholen!«<br />

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