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zweiten Stockwerk erhoben sich zinnengekrönte Türme, die an der<br />

Außenseite Panzerplatten, an Krampen befestigt, trugen.<br />

Diese erste Befestigungslinie schützte unmittelbar Malka,<br />

das Viertel der Seeleute und Färber. Masten ragten da, an denen<br />

Purpurgewebe trockneten, während aus den flachen Dächern<br />

weiter weg Tonöfen zum Sieden der Salzlake rauchten.<br />

Dahinter türmte sich amphitheatralisch die Stadt mit<br />

ihren hohen würfelförmigen Häusern, die teils aus Steinen, teils<br />

aus Holz, Sand, Rohr, Muschelkalk und Lehm erbaut waren. Die<br />

Tempelhaine schimmerten wie grüne Seen in diesem Gebirge<br />

bunter Blöcke. Die öffentlichen Plätze bildeten in unregelmäßigen<br />

Abständen Ebenen darin. Zahllose Gassen durchschnitten das<br />

Häusermeer kreuz und quer, von oben bis unten. Man erkannte<br />

die Ringmauern der drei alten Stadtviertel, die jetzt miteinander<br />

verschmolzen waren. Sie ragten hier und dort wie steile Klippen<br />

auf oder dehnten sich in breiten Mauerflächen, halb mit Blumen<br />

überwachsen, geschwärzt und von breiten Ausgußstreifen<br />

durchzogen. Durch die klaffenden Lücken liefen Straßen, wie<br />

Flüsse unter Brücken.<br />

Der Hügel der Akropolis in der Mitte der Byrsa, das<br />

heißt des Burgbezirks, verschwand beinahe unter einem Wirrwarr<br />

von Bauwerken. Da standen Tempel mit gewundenen Säulen,<br />

die eherne Kapitäle und metallene Ketten trugen, blaugestreifte<br />

mörtellose Steinkegel, kupferne Kuppeldächer, Marmorarchitrave,<br />

babylonische Strebepfeiler, Obelisken, die wie umgekehrte Fackeln<br />

mit der Spitze auf dem Boden ruhten. Vorhallen stießen an Giebel,<br />

Voluten kräuselten sich zwischen Säulengängen, Granitmauern<br />

schmiegten sich an Ziegelwände. Das alles kletterte eins über das<br />

andre und vermengte sich in wunderlicher, unbegreiflicher Weise.<br />

Es kündete vom Wechsel der Zeiten und rief die halbvergessene<br />

Heimat der einzelnen Erbauer wach.<br />

Hinter der Akropolis zog sich durch rötliches Erdreich,<br />

mit Grabmälern besäumt, die Straße der Mappalier schnurgerade<br />

von der Küste bis zur Gräberstadt. Seitwärts sah man lange<br />

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