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Noch ein andres wilderes Verlangen reizte die allgemeine<br />

Ungeduld: Mathos Tod war für diese Feier verheißen.<br />

Zuerst hatte man vorgeschlagen, ihn lebendig zu<br />

schinden, ihm Blei in die Eingeweide zu gießen oder ihn<br />

verhungern zu lassen. Dann sollte er an einen Baum gebunden<br />

werden und ein Affe sollte ihm mit einem Stein auf den Kopf<br />

schlagen. Hatte er doch Tanit beleidigt! Die heiligen Tiere der<br />

Göttin sollten Rache üben! Andre machten den Vorschlag, man solle<br />

ihn auf einem Dromedar durch die Stadt führen, nachdem man<br />

ihn mit ölgetränkten Flachsdochten an verschiedenen Körperteilen<br />

gespickt hätte. Man ergötzte sich bereits bei dem Gedanken, wie das<br />

große Tier durch die Straßen jagte und der Mensch darauf unter<br />

den Flammen zuckte wie ein Kerzenlicht im Winde.<br />

Aber welche Bürger sollten mit seiner Hinrichtung<br />

betraut werden, und warum sollte man die andern des Genusses<br />

berauben? Man forderte darum allgemein eine Todesart, an der<br />

die ganze Stadt teilnehmen durfte, bei der ihn alle Hände, alle<br />

Waffen, buchstäblich ganz Karthago bis zum Straßenpflaster und<br />

den Fluten des Golfes, zerreißen, zermalmen, vernichten konnten.<br />

So bestimmten denn die Alten, daß er ohne Geleit, die Hände auf<br />

den Rücken gebunden, von seinem Kerker bis zum Khamonplatze<br />

gehen sollte. Man verbot aber, ihn ins Herz zu treffen – damit er<br />

möglichst lange lebe, – oder ihm die Augen auszustechen, – damit<br />

er seine Marter bis zu Ende selber sehen könne. Auch durfte nicht<br />

nach ihm geworfen werden, und niemand sollte ihn nicht mit mehr<br />

als drei Fingern berühren.<br />

Obwohl er erst gegen Abend losgelassen werden sollte,<br />

glaubte man ihn lange vorher schon ein paarmal zu erblicken. Man<br />

stürzte nach der Burg. Die Straßen leerten sich, dann aber kehrte<br />

man mit lautem Murren wieder zurück. Einzelne standen schon<br />

seit dem frühen Morgen auf ein und derselben Stelle. Sie riefen<br />

einander von weitem zu und zeigten ihre Fingernägel, die sie sich<br />

hatten wachsen lassen, um sie recht tief in Mathos Fleisch bohren<br />

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