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Große Messer blitzten unter ihren verwahrlosten, schmutzigen<br />

Kleidern. Sie rissen die Augen auf, halb drohend, halb verblüfft.<br />

Im Vorüberziehen riefen die einen den alltäglichen Gruß, andre<br />

zweideutige Scherzworte aus, und Salambos Begleiter antwortete<br />

einem jeden in seiner Sprache. Manchen erzählte er, er begleite<br />

einen kranken Knaben, der zu seiner Heilung nach einem fernen<br />

Tempel wallfahre.<br />

Inzwischen ward es Abend. Fern erscholl Hundegebell.<br />

Sie ritten darauf zu.<br />

Im Dämmerschein erblickten sie eine Umfriedung aus<br />

lose aufgehäuften Steinen um ein fragwürdiges Gebäude herum.<br />

Ein Hund lief auf dem Geröll hin. Der Sklave verjagte ihn mit ein<br />

paar Steinwürfen. Sie traten in ein geräumiges Gewölbe.<br />

Mitten darin hockte eine Frau und wärmte sich an einem<br />

Reisigfeuer, dessen Rauch durch Löcher in der Decke abzog. Ihr<br />

weißes Haar, das ihr bis auf die Knie herabreichte, verbarg sie<br />

zur Hälfte. Sie wollte keine Antwort geben und murmelte mit<br />

blöder Miene Verwünschungen gegen die Karthager wie gegen die<br />

Barbaren.<br />

Der Läufer stöberte rechts und links herum. Dann trat er<br />

wieder zu der Alten und forderte etwas zu essen. Sie schüttelte den<br />

Kopf und murmelte, in die Kohlen starrend:<br />

»Ich war die Hand ... Die zehn Finger sind abgeschnitten<br />

... Der Mund ißt nicht mehr ...«<br />

Der Sklave zeigte ihr eine Handvoll Goldstücke. Die Alte<br />

stürzte sich darüber her, nahm aber alsbald ihre unbewegliche<br />

Haltung wieder an.<br />

Da setzte er ihr den Dolch, den er im Gürtel trug, an<br />

die Kehle. Alsbald schickte sie sich zitternd an, einen großen Stein<br />

aufzuheben. Schließlich brachte sie eine Amphora voll Wein, dazu<br />

in Honig eingemachte Fische herbei, die aus Hippo-Diarrhyt<br />

bezogen waren.<br />

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