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zu erlauben, alles zu zerstören. Die Gefährlichsten waren die<br />

Bilsenkrauttrinker. In ihrem Taumel hielten sie sich für wilde Tiere,<br />

sprangen die Vorübergehenden an und zerfleischten sie. Um sie<br />

herum entstanden Aufläufe. Man vergaß darüber die Verteidigung<br />

der Stadt. Der Suffet fand Abhilfe. Er besoldete Mitbürger, die seine<br />

Politik vertraten.<br />

Um die Geister der Götter in Karthago festzuhalten,<br />

hatte man ihre Bildnisse an schwere Ketten gelegt. Man hüllte die<br />

Kabiren in schwarze Schleier und umhing die Altäre mit härenen<br />

Decken. Man versuchte, den Ehrgeiz und die Eifersucht der<br />

einzelnen Götter anzustacheln, indem man ihnen ins Ohr brüllte:<br />

»Du willst dich besiegen lassen! Sind fremde Götter am Ende<br />

stärker? Ermanne dich! Hilf uns! Sonst sagen die andern Völker gar:<br />

Wo sind jetzt Karthagos Götter!«<br />

Beständige Angst erfüllte die Priesterschaften, besonders<br />

die Priester der Mondgöttin, weil die Rückkehr des heiligen Mantels<br />

nichts genützt hatte. Sie hielten sich in der dritten Umfriedigung<br />

eingeschlossen, die uneinnehmbar war wie eine Burg. Ein einziger<br />

von ihnen wagte sich hinaus: der Oberpriester Schahabarim.<br />

Er kam zu Salambo, verharrte jedoch entweder in tiefem<br />

Schweigen und schaute sie mit starren Blicken an, oder er machte<br />

ihr in einer Flut von Worten härtere Vorwürfe denn je.<br />

Infolge eines unerklärlichen Widerspruches verzieh er ihr<br />

nicht, daß sie seinen Befehlen folgsam gewesen war.<br />

Schahabarim hatte alles erraten. Aber diese Vermutung,<br />

die nicht von ihm wich, mehrte seine ohnmächtige Eifersucht. Er<br />

beschuldigte sie, die Ursache des Krieges zu sein. Matho, so sagte<br />

er, belagere Karthago, um den Zaimph wieder zu erobern. Dabei<br />

überschüttete er den Barbaren, der sich anmaße, heilige Dinge zu<br />

besitzen, mit Verwünschungen und Spott. Und doch wollte der<br />

Priester damit etwas ganz anderes ausdrücken.<br />

Salambo empfand jetzt keine Furcht mehr vor ihm. Die<br />

Beängstigungen, an denen sie früher gelitten, hatten sich verloren.<br />

Eine seltsame Ruhe erfüllte sie. Ihre Blicke waren nicht mehr unstet,<br />

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