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Salambo sank auf den Ebenholzschemel und blieb<br />

lange, am ganzen Leibe zitternd, mit schlaff zwischen den Knien<br />

herabhängenden Armen sitzen, wie ein Opfertier am Fuße des<br />

Altars, des Schlages mit der Keule harrend. Die Schläfen summten<br />

ihr, sie sah feurige Ringe um sich kreisen und begriff in ihrer<br />

Betäubung nur noch das eine: daß sie bald sterben müsse.<br />

Aber wenn Tanit triumphierte! Wenn der Zaimph<br />

zurückkäme und Karthago gerettet würde! Was lag dann am Leben<br />

eines Weibes!<br />

So dachte Schahabarim. Überdies war es ja möglich, daß<br />

sie den Mantel erlangte, ohne dabei umzukommen. Drei Tage kam<br />

er nicht zu Salambo. Am Abend des vierten Tages ließ sie ihn rufen.<br />

Um ihren Mut recht zu entflammen, hinterbrachte er<br />

ihr alle die Schmähungen, die man im versammelten Rate gegen<br />

Hamilkar ausstieß. Er sagte ihr, daß sie schuldig sei, daß sie ihre<br />

Sünde sühnen müsse und daß die Göttin dies als Opfer von ihr<br />

erheische.<br />

Mehrfach drang lautes Geschrei aus der Straße der<br />

Mappalier hinauf nach Megara. Schahabarim und Salambo traten<br />

rasch hinaus und hielten von der Galeerentreppe Ausschau.<br />

Auf dem Khamonplatze schrien Volkshaufen nach Waffen.<br />

Die Alten weigerten sich, welche zu liefern, da sie dergleichen<br />

Versuche für unnütz erachteten. Schon manche wären ohne Führer<br />

ausgezogen und hätten den Tod gefunden! Endlich aber erlaubte<br />

man den Schreiern, in den Kampf zu gehen, und nun entwurzelten<br />

sie, sei es um Moloch eine Art Huldigung darzubringen oder bloß<br />

aus ziellosem Zerstörungstriebe, in den Tempelhainen große<br />

Zypressen, zündeten sie an den Ampeln der Kabiren an und trugen<br />

sie singend durch die Straßen. Diese Riesenfackeln bewegten sich<br />

in gemächlichem Hin- und Herwiegen vorwärts und warfen<br />

Lichtscheine in die Glaskugeln auf den Tempelfirsten, auf die<br />

Schmuckstücke der Kolosse und auf die Schiffsbeschläge. Sie zogen<br />

über die Terrassen hin und kreisten wie Sonnen durch die Stadt.<br />

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