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Sie nahm sich gewaltsam zusammen und kam allmählich<br />

wieder zu sich. Jetzt ward sie voller Unruhe und trieb Taanach zur<br />

Eile an. Die alte Dienerin murmelte:<br />

»Ja, ja, Herrin! Es erwartet dich doch niemand!«<br />

»Doch!« erwiderte Salambo. »Es erwartet mich wohl<br />

jemand!«<br />

Taanach fuhr vor Erstaunen zurück, und um mehr zu<br />

erfahren, fragte sie:<br />

»Was befiehlst du, Herrin? Denn wenn du fort mußt ...«<br />

Da brach Salambo in Tränen aus.<br />

»Du leidest!« rief die Sklavin. »Was fehlt dir? Geh nicht<br />

fort! Nimm mich mit! Als du noch ganz klein warst, nahm ich dich<br />

an mein Herz, wenn du weintest, und brachte dich mit den Spitzen<br />

meiner Brüste zum Lachen. Du hast sie ausgesogen, Herrin!« Dabei<br />

schlug sie sich auf ihren vertrockneten Busen. »Jetzt bin ich alt<br />

und kann nichts mehr für dich tun! Du liebst mich nicht mehr! Du<br />

verheimlichst mir deine Schmerzen! Du verachtest die Amme!«<br />

Sie weinte vor Liebe und Ärger, und die Tränen rannen an ihren<br />

Wangen herab durch die Narben ihrer Tätowierung.<br />

»Nein!« sagte Salambo. »Ich liebe dich doch! Sei guten<br />

Muts!«<br />

Mit einem Lächeln, das der Grimasse eines alten Affen<br />

glich, nahm Taanach ihre Beschäftigung wieder auf. Die Herrin<br />

hatte ihr auf Schahabarims Geheiß befohlen, sie prächtig zu<br />

schmücken, und so ward Salambo nach einem barbarischen<br />

Geschmack geputzt, der eine Mischung von Unnatur und Naivität<br />

war.<br />

Über das dünne weinrote Hemd zog sie ein Kleid, mit<br />

Vogelfedern bestickt. Ein breiter goldschuppiger Gürtel umschloß<br />

ihre Hüften, von dem ihre blauen bauschigen mit Silbersternen<br />

besetzten Beinkleider herabwallten. Dann legte ihr Taanach ein<br />

zweites Gewand aus weißer Chinaseide mit grünen Streifen an. Auf<br />

den Schultern befestigte sie ihr ein viereckiges Purpurtuch, dessen<br />

Saum von Sandasterkörnern beschwert war. Über all diese Kleider<br />

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