30.12.2012 Aufrufe

download - Librito

download - Librito

download - Librito

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein riesiges Kreuz stand vor dem Tore. Die Barbaren<br />

brüllten: »Hierher! Hierher!« Hanno überschrie sie und beschwor<br />

sie bei ihren Göttern, ihn zum Schalischim zu führen, denn er habe<br />

diesem etwas anzuvertrauen, wovon ihr Heil abhinge.<br />

Man hielt inne. Einige meinten, es wäre klug, Matho zu<br />

rufen. Man eilte, ihn zu suchen.<br />

Hanno sank auf den Rasen. Rings um sich sah er Kreuz an<br />

Kreuz, als ob sich die Todesmarter, die ihm bevorstand, im voraus<br />

vervielfältige. Er suchte sich einzureden, daß er sich täusche, daß<br />

nur ein einziges dastehe, ja, daß überhaupt keins vorhanden sei. Da<br />

hob man ihn auf.<br />

»Rede!« sprach Matho.<br />

Hanno erbot sich, Hamilkar auszuliefern. Dann wolle<br />

er zusammen mit dem Söldner in Karthago einziehen, beide als<br />

Könige.<br />

Matho entfernte sich, indem er ein Zeichen gab, sich<br />

zu beeilen. Er hielt den Vorschlag nur für eine List, um Zeit zu<br />

gewinnen.<br />

Der Barbar täuschte sich. Hanno war in einer jener<br />

verzweifelten Lagen, wo man nichts mehr achtet. Überdies haßte<br />

er Hamilkar so sehr, daß er ihn bei der geringsten Hoffnung auf<br />

Rettung mit allen seinen Soldaten geopfert hätte.<br />

Am Fuße der dreißig Kreuze lagen die Alten halb<br />

ohnmächtig am Boden. Schon waren ihnen Stricke unter die<br />

Achseln gelegt. Da begriff der alte Suffet, daß er sterben mußte,<br />

und begann zu weinen. Man riß ihm die Reste seiner Kleider<br />

vom Leibe, und sein widerlicher Körper kam zum Vorschein.<br />

Schwären bedeckten die kaum noch menschliche Gestalt. Die<br />

Nägel seiner Füße verschwanden unter den Fettwülsten seiner<br />

Beine. An seinen Fingern hing es wie grünliche Lappen, und die<br />

Tränen, die zwischen den Eiterbeulen seiner Wangen herabrannen,<br />

verliehen seinem Gesicht etwas so entsetzlich Trauriges, daß es<br />

aussah, als ob sie hier mehr Raum einnähmen als auf einem andern<br />

Menschenantlitz. Seine Hoheitsbinde hatte sich halb gelöst und<br />

322

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!