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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Siebte Sitzung, Donnerstag, 18. November <strong>2010</strong>, vormittags<br />

<strong>Kirche</strong>, aber auch für die Gewerkschaft, für die ich tätig bin. Ich erlebe ± gerade in meinem<br />

Aufgabengebiet im Osten Deutschlands ± vielfach, was es bedeutet, gemeinsam für<br />

etwas einzustehen. Ich erlebe aber auch die Existenzängste der Menschen, die dem<br />

manchmal eine Grenze setzen. Wo die persönliche Existenz in Frage steht, ist Gemeinsamkeit<br />

hilfreich, aber manchmal auch schwierig zu leben. Das heiût zum Beispiel: Der<br />

junge Mensch, der nach dem 50. Bewerbungsgespräch immer noch keine Arbeit hat, der<br />

in eine Situation hineinwächst, in der er durch sein Erleben lernt, dass er offensichtlich<br />

<strong>von</strong> dieser Gesellschaft nicht gebraucht wird. ± Welche Antworten können wir ihm<br />

geben?<br />

Jungen Menschen diese Erfahrung zu ersparen, dafür trete ich an, im Beruf und darüber<br />

hinaus.<br />

An meinem Arbeitsplatz versuche ich strukturelle Antworten zu geben: durch den<br />

Abschluss <strong>von</strong> Verträgen mit Arbeitgebern, in dem Ausbildungsplätze fest vereinbart<br />

werden. Das aber bezahlt die Gemeinschaft der Beschäftigten durch Verzicht an anderer<br />

Stelle ± gelebte Solidarität.<br />

Wichtig ist aber auch, Menschen Heimat zu geben; sozusagen ,über die Arbeit hinaus`.<br />

Auch das versuchen Gewerkschaften, ihr Repertoire ist hier aber naturgemäû begrenzt.<br />

Hier ist <strong>Kirche</strong> deutlich gefordert.<br />

Es geht um Gerechtigkeit. Aber was ist gerecht? Die Finanz- und Wirtschaftskrise der<br />

letzten Jahre hat gezeigt: Wenn ganze Nationen ins Stolpern geraten, werden die offenen<br />

Rechnungen am Ende immer <strong>von</strong> den Menschen beglichen. Betriebsräte und ihre<br />

Gewerkschaften, Arbeitgeber und ihre Verbände haben es gemeinsam geschafft, dass<br />

der Arbeitsplatzabbau nicht in befürchtetem Ausmaû erfolgte: eine gemeinsame Kraftanstrengung,<br />

die heute offenbar <strong>von</strong> der Politik als ihr Erfolg gefeiert wird.<br />

Deutschland ist offenbar gut durch die Krise gekommen.<br />

Ist es aber wirklich so? In der Krise sind in vielen Betrieben die sogenannten Leiharbeitnehmer<br />

nicht mehr weiterbeschäftigt worden, es war keine Arbeit für sie da. Jetzt,<br />

im Jahr 1 nach der Krise, werden wiederum genau diese Arbeitsverhältnisse verstärkt<br />

genutzt. Das heiût aber auch, befristet Beschäftigte und Leiharbeitnehmer finden wieder<br />

Arbeit, aber unter welchen Bedingungen? Hier ist dringender Handlungsbedarf:<br />

Allein können die Gewerkschaften das jedoch nicht leisten. Gesellschaftlicher Konsens<br />

ist die Voraussetzung; eine Aufgabe für uns als Staat, aber auch für uns als <strong>Kirche</strong>. Nicht<br />

zuletzt deswegen haben die Gewerkschaften am letzten Samstag in Dortmund unter<br />

dem Motto ,Soziale Gerechtigkeit` demonstriert. Für die Arbeitnehmer geht es um gute<br />

Arbeit, familienbewusste Personalpolitik, um Bildung und darum, den Armen Gehör zu<br />

verschaffen. Dies zusammengenommen sind Themen, die sowohl meine <strong>Kirche</strong> als auch<br />

meine Gewerkschaft berühren ± und wo jeder an seiner Stelle Verantwortung trägt.<br />

Hohe Synode,<br />

als ich darüber redete, dass ich heute hier sein werde, um mich um das Ehrenamt in der<br />

evangelischen <strong>Kirche</strong> zu <strong>Westfalen</strong> zu bewerben, merkte ich, dass ein Engagement in<br />

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