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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Zweite Sitzung, Montag, 15. November <strong>2010</strong>, nachmittags<br />

Sie merken, ich bin gerne wieder nach Bielefeld gekommen, zumal ich heute nicht über<br />

Zäune klettern musste, sondern gesehen habe, wie schön das hier vor dem Gebäude<br />

geworden ist. Dass <strong>Kirche</strong> immer Baustelle ist, das hat ja auch durchaus etwas Symbolisches<br />

und dass die Ökumene Baustelle bleibt, ist etwas Gutes, so rostet es hoffentlich<br />

nicht ein. Viele <strong>von</strong> Ihnen haben das herausragendste Ereignis dieses jetzt zu Ende<br />

gehenden Jahres persönlich erleben dürfen, den 2. Ökumenischen <strong>Kirche</strong>ntag, der im<br />

Mai <strong>2010</strong> viele hunderttausend Christen aus den christlichen <strong>Kirche</strong>n nach München<br />

geführt hat. Und diejenigen, die da waren, wissen, dass die Stimmung natürlich anders<br />

war als beim ersten <strong>Kirche</strong>ntag in Berlin. Da war Jubel und Freude und Aufbruch. Das<br />

hat diesmal nicht so diese machtvolle Entfaltung gefunden wie damals. Vielmehr prägte<br />

die Erschütterung über die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen,<br />

aber auch in anderen <strong>Kirche</strong>n und Institutionen dieses ganze Geschehen. Manches<br />

heiûe Forum hat ja dort stattgefunden, wobei die Menschen deutlich ihre Meinung<br />

kundgetan haben, wie wir das in den Medien verfolgen konnten. Und das Ganze lag wie<br />

eine lähmende Glocke über der groûen Gemeinschaft der Christen, die sich in München<br />

versammelt hatte, und das Wetter spielte dann eben auch diese Rolle, dass das Ganze<br />

ein bisschen gedrückt schien. Aber es gab eben auch ganz, ganz viele frohe Begegnungen.<br />

Gottesdienste, wo man merkte, der Funke sprang über. Gesprächspodien zu ökumenischen<br />

Themen, die stark nachgefragt waren. Das ist ja durchaus ein groûes Zeichen<br />

dafür, dass das Interesse an den Sachfragen des ökumenischen Dialoges eigentlich doch<br />

ungebrochener ist, als wir das manchmal durch den Spiegel der Medien nahegebracht<br />

bekommen. Die Agora, der Markt der Meinungen, bildete ein Spektrum der unterschiedlichen<br />

Positionen und Linien, die zum Teil ja quer durch die Konfessionen verlaufen.<br />

Die Ökumene der Herzen hat bei der Feier der Artoklasia ± der Gemeinschaft im<br />

Zeichen des gesegneten Brotes ± nach der orthodoxen Tradition wirklich ganz, ganz<br />

viele Menschen tief berührt. Wir können alle hoffen, dass das nachhaltig das Gespräch<br />

der Theologen beflügelt.<br />

Es gab den Schöpfungstag, der ja auch künftig am ersten Freitag im September weiter<br />

gefeiert werden soll, wo eben dieses Gebetsanliegen in die Herzen der Menschen<br />

geschrieben worden ist, im Eintreten für den Erhalt und den Schutz der Schöpfung mit<br />

einem Verkündigungsauftrag die Gesellschaft im Grunde immer wieder wachzurütteln,<br />

dass das nicht vernachlässigt werden darf. Wir müssen als Christen sicherlich mit einer<br />

Stimme sprechen, sonst gehen wir in all dem anderen Geschrei der Meinungen unter.<br />

Der gelegentliche Eindruck, das Jahrhundert der Ökumene sei mit der letzten Jahrhundertwende<br />

zu Ende gegangen, täuscht. Ich glaube, es ist eher die Tatsache, dass ganz<br />

schnell vergessen wird, dass die letzten 70 Jahre wirklich eine Epoche des Heiligen Geistes<br />

waren, in der die Christen mit ganz groûen Schritten wieder aufeinander zugeführt<br />

worden sind, so dass sie jetzt auf dem Weg zur gröûeren Sichtbarkeit der Einheit<br />

gemeinsam weitergehen können. Wenn ich jetzt an die Generation meiner Eltern oder<br />

Groûeltern denke, denen noch eingetrichtert worden war, auch nur eine evangelische<br />

<strong>Kirche</strong> zu betreten sei eine starke Sünde. Im Gegensatz dazu besuchen wir uns heute<br />

wie selbstverständlich und haben gottesdienstliche Gastfreundschaft, eben mit dieser<br />

einen groûen Ausnahme der Abendmahlsgemeinschaft. Uns ist gar nicht mehr bewusst,<br />

was da passiert ist, wie viele Gräben zugeschüttet worden sind. Es muss natürlich weitergehen.<br />

Jetzt sind wir wirklich bei den entscheidenden Themen <strong>von</strong> <strong>Kirche</strong>nverständnis<br />

und Amt und das sticht uns wie die berühmte Nadel im Gewand, aber das muss es<br />

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