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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Erste Sitzung, Montag, 15. November <strong>2010</strong>, vormittags<br />

Dabei wird übersehen, ja verdrängt, dass die gegenwärtige Krise weitweit eine neue<br />

Qualität hat. Wir erleben eine multiple Krise mit vielgestaltigen, <strong>von</strong>einander abhängigen<br />

Krisendimensionen. Wirtschaftliche, ökologische und soziale Herausforderungen<br />

überlagern und verstärken sich weltweit gegenseitig.<br />

Trotz zum Teil emphatischer politischer Absichtserklärungen 10 kommt es nicht einmal<br />

in Ansätzen zu einer ökologisch-sozialen Neujustierung der Marktwirtschaft. Zum oft<br />

beschworenen Primat der Politik im Gegenüber zur Wirtschaft fehlt augenscheinlich die<br />

politische Durchsetzungsstärke bzw. der Wille. 11<br />

Ein befürchteter Anstieg der Massenarbeitslosigkeit konnte hierzulande durch Kurzarbeiterregelungen<br />

verhindert werden. Dennoch schreiten Umverteilung <strong>von</strong> Einkommen<br />

<strong>von</strong> unten nach oben weiter voran. Auf dem Arbeitsmarkt nehmen Arbeitsverhältnisse<br />

im Niedriglohnbereich zu.<br />

Die Folgekosten der Krise tragen vorrangig die <strong>von</strong> staatlichen Transferleistungen<br />

Abhängigen, besonders Alleinerziehende und Kinder. Einkommensstarke werden<br />

geschont. Kommunen sind unterfinanziert, das öffentliche Leben wird weiter privatisiert.<br />

Ungenutzt blieben Chancen, die staatliche Kriseninterventionen für einen nachhaltigen<br />

Umbau der Wirtschaftsstruktur geboten hätten. Die Konjunkturpakete I und II enthielten<br />

± anders als deklariert ± kaum Anreize für eine ökologische Neuorientierung. Förderprogramme<br />

zur Energieeffizienz und Energiesparmaûnahmen wurden ± obwohl<br />

äuûerst beschäftigungswirksam ± in der Krise zusammengestrichen oder eingestellt.<br />

Das globale Ölfördermaximum 12 ist vermutlich bereits erreicht. Die Erschlieûung verbleibender<br />

Lagerstätten wird immer risikoreicher, siehe Golf <strong>von</strong> Mexiko. Dennoch<br />

steht die systematische Abkehr <strong>von</strong> der fossilen Energieversorgung nirgendwo ernsthaft<br />

auf der politischen Agenda.<br />

Das Energiekonzept der Bundesregierung bietet keine verlässlichen Rahmenvorgaben<br />

für den Aufbau einer zukunftsfähigen Energievorsorgung. Das zeigt sich besonders eindrücklich<br />

in der Verlängerung der Atomlaufzeiten.<br />

¹Für mich übersteigt die Dauer der Strahlung der einzulagernden Brennelemente das dem<br />

Menschen gegebene Maû an Verantwortungsmöglichkeitª, sagte der Ratsvorsitzende in<br />

seinem Bericht vor der Synode der EKD. 13<br />

10 Noch klingt in den Ohren das ¹Bekenntnisª Wolfgang Schäubles, der in der FAZ schrieb: ¹Dies<br />

ist die erste globale Krise,die die freiheitliche und soziale Wirtschaftsordnung bedroht. Wir können<br />

nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Wir müssen endlich auf eine nachhaltige Wirtschaftsordnung<br />

umsteuern.ª<br />

11 Vgl. auch den Vortrag <strong>von</strong> Dr. Erhard Eppler bei der Politikertagung der EKvW im September<br />

<strong>2010</strong>.<br />

12 Der kritische Zeitpunkt beim lokalen Fördermaximum wird nach der These <strong>von</strong> Marion King<br />

Hubbert erreicht, wenn etwa die Hälfte der nutzbaren Reserven gefördert wurde.<br />

13 Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider, in: Bericht des Rates der EKD an die Synode <strong>2010</strong><br />

(Mündlicher Teil ± A), S. 5.<br />

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