Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

6. Gemeindeformen
Vorlage 1.1
Die EKvW bietet mit ihrem Netz parochialer Kirchengemeinden ein flächendeckendes
Angebot für Gemeinden, das für die Verkündigung des Evangeliums an alles Volk gute
Voraussetzungen bietet. Gleichzeitig wird der Bedarf an kontinuierlicher Beheimatung
in Ergänzung zu den bestehenden Kirchengemeinden formuliert. Darin liegt zuerst eine
Anfrage nach Veränderung von bestehenden Kirchengemeinden (¹Gemeinde neu formenª)
und erst dann die Frage nach ¹eigenen neuenª Formen (¹neue Gemeindeformenª).
Eine solche gemeindliche Veränderung (¹Gemeinde neu formenª) kann das gesamte
Profil einer Kirchengemeinde betreffen, es kann aber auch lediglich auf die
Erweiterung oder Konkretisierung des bestehenden Angebotes zielen. Eine solche Veränderung
wird nicht von auûen an die Kirchengemeinde herangetragen, sondern stellt
regelmäûig die normale Reaktion einer lebendigen Einheit auf den stetigen Wandel der
Welt dar (nur wer sich wandelt, bleibt sich treu). Der hier explizit genannte Vorgang der
¾nderung ist also ein normaler, typischerweise ¹schleichenderª Prozess.
Gemeinde hat in ihren soziologisch vorfindlichen Sozialgestalten viele Formen:
Kirchengemeinde als Grundangebot umfasst beispielsweise
± Sonntagsgottesdienst
± Besondere Gottesdienste (sog. Zweites Programm, Jugendgottesdienste, Abendgottesdienste
u.s.w.)
± Kasualgottesdienste und Kasualhandlungen
± Gruppen und Kreise (Zielgruppen, Thematische Gruppen u.s.w.)
± Chöre und Kirchenkonzerte
± Pastorale Versorgung (Seelsorge u.s.w.)
± Lehre (Katechese, Konfirmandenarbeit, Glaubenskurse u.s.w.)
Innerhalb der Grundform Kirchengemeinde KdöR gibt es besondere gemeindliche Angebote
in Gruppen und Kreisen, besondere Veranstaltungen, Chöre usw. 5
Ergänzend zu der Grundform gibt es Landeskirchliche Gemeinschaften (z.B. Gnadauer
Verband mit ihren örtlichen Gemeinschaften), Charismatische Angebote (z.B. GGE)
und weitere besondere Frömmigkeitsprofile (z.B. Ev. Lutherische Gebetsgemeinschaften).
Ebenso werden für besondere Zielgruppen Angebote mit eigenem Identifikationsraum
durch kirchennahe eigenständige Träger organisiert (z.B. Creative Kirche gGmbH,
CVJM e.V., diakonische und ökumenische Einrichtungen, Kommunitäten u.s.w.). Darüber
5 Superintendent Dr. D. Beese im Artikel ¹ Stadtkirchenarbeitª: ¹Schon die Kirchengemeinde ist,
was ihre sozialen Formen angeht, vielgestaltig und nicht auf eine Ortsgemeinde reduzierbar: Initiativen,
Einrichtungen, Gruppen, Gremien ± orts- und themengebunden ± sind ihr zugeordnet.
Sie haben alle ihren Ort und ihre Zeit in einem bestimmten Gemeindegebiet. Die Kirchengemeinde
als parochiale Gröûe macht es möglich, dass diese Pluriformität theologisch und rechtlich
integriert werden kann. Zugleich macht sie es möglich, dass sich Angebote und Vergesellungsformen
situations- und auftragsentsprechend ausdifferenzieren können. Hier ist also zu
fragen, ob und inwieweit die Kirchengemeinde in einer Stadt ihre Selbstgestaltungsmöglichkeiten
wirklich nutzt und ausschöpft, um Nähe, Einheit und Vielfalt des kirchlichen Lebens in der
Stadt sinnvoll aufeinander zu beziehen.ª
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