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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Vorlage 1.1<br />

verlieren ihren Anspruch auf Elterngeld. Das mag <strong>von</strong> der Ordnungssystematik her korrekt<br />

sein; befördert Armutslagen jedoch, ohne dass Alternativen aufgezeigt werden.<br />

Pflichtleistungen im SGB II- und III-Bereich werden zu Ermessensleistungen, wodurch<br />

16 Milliarden Euro eingespart werden sollen. Als reine Verschiebung der Belastung in<br />

die Zukunft ist die Streichung des Rentenversicherungsbeitrags für Langzeitarbeitslose<br />

zu betrachten.<br />

¹Die Arbeit des Menschen gehört zumMenschsein ebenso wie Muûe, die der Mensch<br />

zumLeben braucht. . . . Arbeit ist die tätige Bejahung des <strong>von</strong> Gott geschenkten menschlichen<br />

und kreatürlichen Daseins in der Welt.ª 13 Vorhandene Arbeit muss anders verteilt<br />

werden, gesellschaftlich notwendige, bislang unbezahlte Arbeit neu bewertet werden.<br />

Die Prekarisierung trotz Beschäftigung darf nicht länger fortschreiten. Sinnvoll wäre es,<br />

die aktuellen und durchaus positiven Erfahrungen <strong>von</strong> Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />

mit einer verkürzten Arbeitszeit auszuwerten und unter bestimmten Bedingungen<br />

zu verstetigen. 14 Die Vielzahl sog. atypischer Beschäftigungsverhältnisse (Leiharbeit,<br />

befristete Arbeit etc.) muss in ihrer jeweiligen Wirkweise unter die Lupe genommen<br />

werden. Erwerbsarbeit muss einen Lohn erbringen, <strong>von</strong> dem es sich leben lässt.<br />

Die Möglichkeiten eines öffentlich geförderten Arbeitsmarktes sind wieder stärker in<br />

den Blick zu nehmen. Angesichts der hohen Verschuldung der Öffentlichen Hand müssen<br />

neben den Kürzungen auf der Ausgabenseite des Staates endlich auch wieder Möglichkeiten<br />

der Stärkung der Einnahmenseite Thema werden. Die immer wieder aufflammende<br />

Diskussion (¹Mehr Netto vomBruttoª) um Steuersenkungen läuft in eine gefährliche<br />

Sackgasse.<br />

12.1.3 Krise der Kommunalfinanzen<br />

Die Situation der kommunalen Haushalte ist desolat. Ein groûer Teil der kreisfreien<br />

Städte und kreisangehörigen Gemeinden befinde sich in der Situation eines Nothaushalts.<br />

15 Den Kommunen droht politische Handlungsunfähigkeit. Das hat auch unsere<br />

diesjährige Politikertagung unter dem Thema ¹Suchet der Stadt Bestes ± Gemeinwesen<br />

in der Kriseª am 3. und 4. September eindrücklich vor Augen geführt.<br />

Die kommunale Finanznot führt zu gravierenden Einschränkungen in den Bereichen<br />

Bildung, Jugendarbeit, Kultur, öffentlicher Personennahverkehr, Freizeitangebote,<br />

Sportförderung etc. Wegen fehlender Eigenmittel unterbleiben sehr oft notwendige Investitionen<br />

± z.B. bei der Instandhaltung <strong>von</strong> Gebäuden. So entsteht ein gravierender<br />

Investitionsstau.<br />

Mit dieser Entwicklung steht das Vertrauen der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit<br />

demokratischer Strukturen auf dem Spiel. Gestaltungsspielraum gibt es vielerorts praktisch<br />

nicht mehr. Politiker und Politikerinnen müssen stattdessen häufig den Abbau organisieren.<br />

Dabei sind gerade arme Familien auf die Leistungsfähigkeit der kommunalen<br />

Daseinsvorsorge angewiesen.<br />

Allerdings trifft die Verschuldung die Kommunen sehr unterschiedlich. Die Spaltung in<br />

¹guteª und ¹schlechteª Regionen nimmt zu. Diese Entwicklung verstärkt den Vertrau-<br />

13 Studie der Kammer der EKD für soziale Ordnung ¹Gemeinsame Initiative ± Arbeit für alle!ª.<br />

14 Vgl. Memorandum <strong>2010</strong> der AG Alternative Wirtschaftspolitik.<br />

15 Berichte der Superintendentinnen und Superintendenten bei den Kreissynoden aus allen westfälischen<br />

Regierungsbezirken beschreiben genau dies.<br />

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