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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Erste Sitzung, Montag, 15. November <strong>2010</strong>, vormittags<br />

Auch in der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>von</strong> <strong>Westfalen</strong> haben sich im Anschluss an die Presseberichte<br />

über Vorfälle in der katholischen <strong>Kirche</strong> Menschen gemeldet, die im Zeitraum<br />

der 50er bis 80er Jahre Opfer <strong>von</strong> sexuellen Übergriffen wurden. Mit einigen<br />

Opfern sind wir im brieflichen, telefonischen oder persönlichen Kontakt, um die Taten<br />

<strong>von</strong> Mitarbeitenden in unserer Landeskirche (vor allem in der Jugendarbeit) aufzuklären<br />

± soweit dies mit groûem zeitlichen Abstand möglich ist. In Parteinahme für die<br />

Opfer suchen wir nach Möglichkeiten der Hilfestellung. Wenn wir uns den Opferberichten<br />

empathisch aussetzen, geraten wir auch an eigene emotionale und fachliche Grenzen.<br />

Für widerfahrene Gewalt und das ihnen in der <strong>Kirche</strong> geschehene Unrecht bitten<br />

wir die Opfer um Verzeihung.<br />

Die betroffenen Menschen suchen Klärung für sich und hoffen zudem, dass die Bearbeitung<br />

ihrer Geschichte hilft, zukünftig Kinder und Jugendliche besser zu schützen!<br />

Bereits in meinem schriftlichen Bericht bei der <strong>Landessynode</strong> 2009 wurde deutlich, dass<br />

die Rahmenbedingungen der Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren völlig unzureichend<br />

waren, die Belegungsdichte viel zu hoch, die Personalausstattung und daher die<br />

Arbeitsbedingungen katastrophal. Zudem war die fachliche Qualifikation des Personals<br />

in den meisten Fällen nicht ausreichend. 7<br />

Die Diakonie hat in vielen Heimen in den ersten Nachkriegsjahrzehnten Menschen aus<br />

den Augen verloren: die eigenen Mitarbeitenden, vor allem aber die Kinder und<br />

Jugendlichen, die unter unhaltbaren Zuständen in Heim und Schule erzogen wurden.<br />

Die Problemlage war und ist uns aus regelmäûigen Gesprächen mit Verantwortlichen<br />

der Diakonie bewusst. Mitte dieses Jahres wurde sie für uns mit voller Wucht konkret,<br />

als ehemalige Heimkinder die Verbindung zu unserer Landeskirche aufnahmen. Ihre<br />

Schilderungen sowie ihre rechtlichen und materiellen Erwartungen haben uns veranlasst,<br />

zu einem Treffen ehemaliger Heimkinder diakonischer Einrichtungen einzuladen.<br />

Uns lag daran, ihre Erwartungen zu hören; schon allein deren Vortrag dient der<br />

Bearbeitung und Kompensierung geschehenen Leids und Unrechts. Beschämt haben<br />

wir wahrgenommen, was damals in evangelischen Heimen passiert ist. Für die widerfahrene<br />

Gewalt und das ihnen in der <strong>Kirche</strong> geschehene Unrecht bitten wir die Opfer um<br />

Verzeihung. Wir werden gemeinsam mit allen anderen Verantwortlichen nach Wegen<br />

suchen, damit die Opfer der damaligen Heimerziehung Hilfe erfahren. Wir werden uns<br />

zudem anwaltschaftlich dafür einsetzen, dass erlittenes Leid und geschehenes Unrecht<br />

öffentlich anerkannt werden.<br />

Von vielen Teilnehmenden des Treffens wurde gefordert, dass auch durch das Land<br />

Nordrhein-<strong>Westfalen</strong>, ähnlich wie z.B. in Niedersachsen, das Thema Heimerziehung aufgenommen<br />

und bearbeitet wird. Wir haben dieses Anliegen gegenüber dem Land vermittelt<br />

und Signale bekommen, dass das Thema aufgegriffen werden wird.<br />

7 Die Handelnden litten daher an permanenter Überforderung und begegneten dieser mit autoritären,<br />

teilweise gewalttätigen Erziehungspraktiken, um ¹die Ordnung zu wahrenª und den<br />

¹Betrieb aufrechtzuerhaltenª. Übergriffe gegenüber den Schutzbefohlenen sind bekannt. Veröffentlichungen,<br />

die diakonische Träger in unserer Landeskirche veranlasst haben, weisen aus,<br />

dass massive physische, psychische und auch sexuelle Gewalttaten dokumentiert sind.<br />

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