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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Achte Sitzung, Donnerstag, 18. November <strong>2010</strong>, nachmittags<br />

Vorlage 6.1.2:<br />

¹Multiple Kriseª<br />

Berichterstatter:<br />

Synodaler Stamm<br />

¹Hohe Synode,<br />

Die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise hat Folgen.<br />

Wir erleben eine multiple Krise mit vielgestaltigen, <strong>von</strong>einander abhängigen Krisendimensionen.<br />

Wirtschaftliche, ökologische und soziale Herausforderungen überlagern und<br />

verstärken sich weltweit gegenseitig.ª 1<br />

Die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise hat sich auch als Krise der Politik erwiesen. Der<br />

Staat muss seine unabhängige Handlungsfähigkeit wieder erlangen, so dass politische<br />

Entscheidungen nicht <strong>von</strong> wirtschaftlichen Interessen konterkariert werden können.<br />

Die fundamentale Erschütterung durch die umfassende Weltwirtschafts- und Finanzmarktkrise<br />

hat nicht zu grundsätzlichem Umdenken geführt. Arbeitsmarktpolitische<br />

Maûnahmen wie Kurzarbeitergeld oder wirtschaftspolitische Impulse wie Konjunkturpakete<br />

haben die Folgen mildern können. Die derzeitige Erholung ± anspringende Konjunktur,<br />

sinkende Arbeitslosenzahlen . . . ± droht aber zu einem voreiligen: ,Weiter so<br />

wie bisher!` zu führen.<br />

Die entscheidende Herausforderung wirtschaftlichen Handelns heute ist die Entwicklung<br />

einer ökologisch und sozial zukunftsfähigen Wirtschaft. Das erfordert ein umfassendes<br />

Umsteuern hin zu einem qualitativen Wirtschaftswachstum und einem entsprechenden<br />

Lebensstil (,green growth`). Die alleinige Orientierung am Bruttoinlandsprodukt<br />

2 , um die ,Qualität` einer Gesellschaft zu definieren, greift zu kurz. Erforderlich ist<br />

die Ausrichtung gesellschaftlicher Entwicklung an neuen Indikatoren, die das individuelle<br />

Wohlergehen, die Umwelt- und Sozialverträglichkeit, ehrenamtliche Arbeit und<br />

haushaltsnahe Dienstleistungen (Sorgeökonomie) aufnehmen. 3<br />

,Wachstum` wird aber weiterhin als Ziel allen Wirtschaftens und als Lösung der wirtschaftlichen<br />

und sozialen Probleme angesehen.<br />

Auch die <strong>Kirche</strong> und ihre Diakonie haben am wirtschaftlichen Wachstum teil. Zugleich<br />

haben sie eine besondere Verantwortung für die Menschen in unserer Gesellschaft, die<br />

1 Mündlicher Bericht des Präses vor der <strong>Landessynode</strong> <strong>2010</strong>, S. 9<br />

2 Die bisher vorherrschende Bemessung <strong>von</strong> Wachstum am Bruttoinlandsprodukt suggeriert wohlfahrtsförderndes<br />

Wachstum, das gleichzeitig enorme Umweltschäden verursacht, Verteilungsungerechtigkeiten<br />

nicht abbildet und wichtige Bereiche des wirtschaftlichen Lebens komplett<br />

ausblendet.<br />

3 Vgl. den im Auftrag des Bundesumweltamtes 2008 <strong>von</strong> Prof. Hans Diefenbacher und Dr. Roland<br />

Zieschank entwickelten Vorschlag für einen Nationalen Wohlfahrtsindex (NWI) zur Weiterentwicklung<br />

der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sowie die <strong>von</strong> Joseph Stiglitz, Amartya Sen und<br />

Jean-Paul Fioussi 2009 vorgelegten Vorschläge der Kommission zur Messung der Wirtschaftsleistung<br />

und des sozialen Fortschritts.<br />

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