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Landessynode 2010 - Evangelische Kirche von Westfalen

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Erste Sitzung, Montag, 15. November <strong>2010</strong>, vormittags<br />

· eine Wirtschaft,die den Menschen heute dient,ohne die Lebensgrundlagen zukünftiger<br />

Generationen zu zerstören,sowie<br />

· eine (Welt-)Gesellschaft,die die Verbesserung der Situation ihrer ärmsten und schwächsten<br />

Mitglieder zu ihrer vorrangigen Aufgabe macht,und<br />

· schlieûlich ein Finanzsystem,das sich in den Dienst dieser Aufgabe stellt. 8<br />

Doch trotz dieser Einsicht geht fast alles weiter seinen gewohnten Gang. Viele Anzeichen<br />

deuten darauf hin, dass wir uns in einer zwiespältigen Situation befinden: Ausgestattet<br />

mit umfassendem Wissen und sogar mit gangbaren Lösungswegen, sind wir<br />

weithin unfähig zu klarem Handeln. Eine Allianz aus Gleichgültigkeit und Eigennutz<br />

hält dagegen. Dieser Zwiespalt zwischen der Einsicht in groûe Gefahren und dem<br />

Beharren im status quo ist nach der Lage der Dinge höchst gefährlich und immer wieder<br />

Anlass zu groûem Erschrecken.<br />

An anderen Punkten der Erde stehen solche Widersprüche oft schärfer vor Augen als<br />

hierzulande. Besonders bedrückend ist die Lage der Christenheit in vielen Ländern des<br />

Mittleren und Nahen Ostens. Während unserer <strong>Kirche</strong>nleitungsreisen in die Türkei<br />

2007 und nach Israel/Palästina 2009 konnten wir uns einen Eindruck <strong>von</strong> der Lebenssituation<br />

der christlichen Gemeinden in der Region verschaffen. Während sich die Lage<br />

für die Christen in der Türkei im letzten halben Jahr etwas zu verbessern scheint ± hier<br />

muss ich mir nach der Entlassung des Religions-AttachØs, Pfarrer Prof. BardakogÆlu,<br />

schon wieder ins Wort fallen, weil ich nicht weiû, was das bedeuten wird ±, ist vor allem<br />

die Situation der christlichen <strong>Kirche</strong>n im Irak mehr als besorgniserregend. Anschläge<br />

auf <strong>Kirche</strong>n und Gemeinden ± zuletzt das Attentat auf die gröûte katholische <strong>Kirche</strong><br />

Bagdads am 31.10. mit über 50 ermordeten Menschen ± führen zu einem Exodus der<br />

Christenheit aus einer Region, in der sie heimisch ist, seit es das Christentum gibt. Ich<br />

bitte unsere westfälischen Gemeinden dringend, sich der Not unserer irakischen<br />

Geschwister anzunehmen. Von der Bundesregierung erwarte ich, dass sie sich aktiv für<br />

die Aufnahme irakischer Flüchtlinge in Europa einsetzt.<br />

Auch die <strong>Kirche</strong>nleitungsreise zur <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> am Rio de La Plata (IERP)<br />

hat uns noch einmal eindringlich auf unsere gesellschaftliche Verantwortung hingewiesen.<br />

Unsere Schwestern und Brüder dort fragten uns angesichts bedrängender Entwicklungen<br />

<strong>von</strong> Armut, wirtschaftlicher Abhängigkeit oder ökologischer Fehlsteuerung, wie<br />

wir uns als EKvW zu solchen Phänomen in globalem Kontext verhielten. ¹Das Markenzeichen<br />

der Christen sollte das unruhige Herz seinª, schreibt Matthias Drobinski in seinem<br />

Kommentar zur EKD-Synode in der Süddeutschen Zeitung. 9<br />

Nun beruhigt der gegenwärtig spürbare starke wirtschaftliche Aufwind hierzulande all<br />

jene, die in der Krise <strong>von</strong> vornherein nur eine vorübergehende Finanzmarkt- und Konjunkturkrise<br />

sehen wollten.<br />

8 Wie ein Riss in einer hohen Mauer; Wort des Rates der EKD zur globalen Finanzmarkt- und<br />

Wirtschaftskrise, Hannover, Juni 2009, S. 18.<br />

9 Matthias Drobinski, Der <strong>Kirche</strong> fehlt Unruhe, Kommentar in der SZ 258 vom 08.11. <strong>2010</strong>, S. 4.<br />

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