PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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112 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
Dabei stellte sich die Quellenlage insbesondere<br />
bei den älteren Beispielen als wesentliches<br />
Auswahlkriterium heraus. Für<br />
die Beispiele Marktplatz Nordseite Mainz<br />
und Unteres Tor Neumarkt i. d. Oberpfalz<br />
konnte eine erste Recherche keine ausreichende<br />
Datenlage liefern, die eine erfolgreiche<br />
Bearbeitung gewährleisten könnte.<br />
Entsprechend wurden sie ausgesondert.<br />
Für den Fall der Alten Waage Braunschweig<br />
besteht zwar eine recht umfassende<br />
Literaturlage und sind auch zusätzliche<br />
Aufzeichnungen vorhanden, jedoch konnte<br />
nicht sichergestellt werden, dass wesentliche<br />
Akteure der lokalen Diskussion<br />
verfügbar sind.<br />
Die wesentlichen weiteren Kriterien betreffen<br />
weniger das einzelne Vorhaben, als<br />
vielmehr die Zusammenstellung des Fallstudiensatzes.<br />
Dieser kann aufgrund der<br />
relativ geringen Zahl von vier Fallstudien,<br />
die innerhalb des Bearbeitungsumfangs<br />
vereinbart wurden, zwar nicht alle Aspekte<br />
abdecken, sollte aber doch eine möglichst<br />
hohe Heterogenität gewährleisten.<br />
Zur Komplettierung der Fallstudienauswahl<br />
wurde daher das Beispiel des Dresdner<br />
Neumarkts hinzugenommen, um<br />
einerseits auch ein Städtebauliches Ensemble<br />
untersuchen zu können und über<br />
die dort vorgesehenen „Leitbauten“ auch<br />
den Typ der originalgetreuen Rekonstruktionen<br />
abzudecken. Die zur weiteren Bearbeitung<br />
vorgesehenen Fallstudien sind somit:<br />
• Neumarkt Dresden<br />
• Paulinerkirche bzw. „Paulinum“ Leipzig<br />
• Rathaus Wesel<br />
• Thurn-und-Taxis-Palais Frankfurt a. M.<br />
Damit wurden mehrere innerhalb der Auftragsbeschreibung<br />
genannten Fallbeispiele<br />
nicht berücksichtigt: Das Berliner Humboldtforum<br />
wird stattdessen innerhalb der<br />
Analyse aktueller Fachdebatten behandelt,<br />
da es bis auf die neuesten Entwicklungen<br />
als weitgehend aufgearbeitet gelten kann.<br />
Der Fall des Bonner Metropol erscheint<br />
thematisch zu wenig exemplarisch für die<br />
Frage der Wiederaufbauvorhaben, da es<br />
hier ganz wesentlich um Bestandserhalt<br />
geht. Die angesprochenen Fragen des Bezugs<br />
von Identität und architektonischer<br />
Qualität scheinen an den gewählten Beispielen<br />
ebenso diskutabel wie an den in<br />
der Auftragsbeschreibung beispielhaft genannten<br />
Fällen.<br />
5.1 Neumarkt Dresden<br />
5.11 Vorgeschichte<br />
Baugeschichte<br />
Das als Neumarkt bezeichnete Gebiet um<br />
die Frauenkirche zwischen Schlossstraße,<br />
Wilsdruffer Straße, Tzschirner Straße<br />
und Brühlscher Terrasse an der Elbseite<br />
zählt zu den ältesten Siedlungskernen<br />
im Dresdener Stadtzentrum. Der Stadtraum<br />
gilt als historische Keimzelle und<br />
ist eng verknüpft mit der Stadtentwicklungsgeschichte.<br />
Die Entstehung basierte<br />
auf einem Jahrhunderte währenden Prozess,<br />
bis sich dieser zu einem geschlossenen<br />
Platz- und Raumgefüge entwickelt<br />
hat. Besonders markante Phasen wurden<br />
in der Renaissance, im Barock und im 19.<br />
Jahrhundert erreicht. Den stärksten Eindruck<br />
hat die Epoche des Barock mit der<br />
Frauenkirche, den Palaisbauten des Adels,<br />
den barocken Straßenensembles mit seinen<br />
Bürgerhäusern und der endgültigen<br />
Ausformung des Neumarktes als harmonisches,<br />
einheitliches räumliches Gesamtgefüge<br />
hinterlassen. Diese prägte das städtebauliche<br />
und architektonische Gesicht bis<br />
zu seiner Zerstörung in der Endphase des<br />
Zweiten Weltkriegs.<br />
Die Ursprünge des Neumarkts gehen auf<br />
eine frühmittelalterliche slawische Siedlung<br />
zurück. Der Siedlungskern entwickelte<br />
sich aufgrund der topographisch günstigen<br />
Lage auf hochwasserfreien Gelände<br />
an einem Flussübergang der Elbe am Mittelpunkt<br />
wichtiger Handelsstraßen. Mit<br />
dem Bau der Marienkirche „Unserer lieben<br />
Frau“ und einem Marktplatz gewann<br />
der Ort rasch an Bedeutung. Die Frauenkirche<br />
blieb bis zur Reformation die<br />
Hauptpfarrkirche Dresdens. In der zweiten<br />
Hälfte des 12. Jahrhundert entstand<br />
südwestlich ein weiterer Siedlungskern.<br />
Mit Vergabe des Stadtrechts Anfang des 13.<br />
Jahrhunderts entstand auf Basis des Stapelrechts<br />
dort die Rechtsstadt Dresden mit<br />
Marktplatz um die Kreuzkirche. Später begann<br />
der Bau der Stadtmauer zwischen der<br />
neuen Kernstadt und der außerhalb liegenden<br />
Frauenvorstadt (Donath 2006: 18,<br />
Hertzig et al. 2005: 8). Die Stadt innerhalb