PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
127<br />
Da die Entwicklung im Wesentlichen über<br />
das städtebaulich-gestalterischen Konzept<br />
und die darauf aufsattelnden Wettbewerbe<br />
zu Einzelvorhaben gesteuert<br />
wird, manifestieren sich die großen Konflikte<br />
auch in den Überarbeitungsschritten<br />
zum übergreifenden Konzept (Zahl<br />
der Leitbauten, Umgang mit dem Bestand),<br />
während in den Wettbewerben insbesondere<br />
die Form der Neubauten festgelegt<br />
wird. Sowohl hierbei als auch in den Beiträgen<br />
der Gestaltungskommission werden<br />
die Entscheidungen mit starkem fachlichem<br />
Einfluss gefällt, so dass sich die<br />
GHND und andere engagierte Bürger bei<br />
Veröffentlichung eines Ergebnisses in den<br />
Prozess einschalten. Während die GHND<br />
auch über ihre Beratung der Investoren<br />
bei Rekonstruktionsvorhaben mitwirkt,<br />
kann davon ausgegangen werden, dass<br />
die Wettbewerbsverfahren immer wieder<br />
Konflikte produzieren, weil sie tendenziell<br />
zeitgenössische Gestaltungselemente<br />
in der Architektur prämieren. Die danach<br />
auftretenden Konflikte mit der Öffentlichkeit<br />
sind dann insofern problematisch, als<br />
Siegerentwürfe in einem Wettbewerb eine<br />
gewisse Legitimation durch das Verfahren<br />
besitzen, so dass nachträglich eine Veränderung<br />
des Entwurfs zur Beilegung öffentlicher<br />
Streitigkeiten schwer möglich<br />
und verfahrensmäßig gar nicht vorgesehen<br />
ist. Es ist deshalb vielleicht auch kein<br />
Zufall, dass es im Fall des Konflikts um<br />
die Wiederbebauung des Gewandhaus-<br />
Grundstücks trotz relativ eindeutig scheinendem<br />
Jury-Votum zum Wettbewerb<br />
offenbar keine sinnvolle Form der Kompromissfindung<br />
geben konnte, außer eben<br />
ein Moratorium für die Bebauung des<br />
Grundstücks zu verhängen. Dies war aber<br />
wohl nur deswegen möglich, weil Investoreninteressen<br />
einer Bebauung des städtischen<br />
Grundstücks nicht entgegenstanden<br />
und der Widerstand auch hochrangige<br />
Kreise wie etwa Heinrich Magirius sowie<br />
ganze Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung<br />
umfasste (vgl. www.neuführten<br />
zu einer öffentlichen Diskussion,<br />
in der deutlich wurde, dass die Frage des<br />
Stadtbildes und der damit verbundenen<br />
Architektursprache über die vorgesehene<br />
Nutzung gestellt werden muss. Im Nachzug<br />
zu den Diskussionen und dem Widerstand<br />
der Rekonstruktionsbefürworter<br />
beschloss der Dresdener Stadtrat im Frühjahr<br />
2008 eine vorläufige Zurückstellung<br />
der Bebauung für die nächsten zehn Jahre,<br />
eine Einbeziehung der dort noch vorhandenen<br />
Reste der mittelalterlichen Befestigungsanlagen,<br />
einen Verzicht auf eine<br />
private Investition für eine öffentlich zugängliche<br />
kulturelle Einrichtung sowie<br />
eine Herrichtung als Freifläche.<br />
Ein nach Aufstellungsbeschluss vom Mai<br />
2006 eingeleitetes Bebauungsplanverfahren<br />
für das Quartier 6 soll die zukünftige<br />
Bebauung prüfen. Die Quartiere 7 und<br />
8 liegen im westlichen Bereich des Neumarkts<br />
zwischen dem Kanzleihaus und<br />
Stallhof im Norden, dem Johanneum im<br />
Nordosten, dem Kulturplast im Süden sowie<br />
dem Residenzschloss im Westen. Insgesamt<br />
bestehen vier Teilbereiche. Im<br />
Quartier 7 sind drei bürgerliche Leitbauten<br />
aus unterschiedlichen Stilepochen<br />
(Früh- und Hochbarock, Rokoko) vorgesehen.<br />
Ein 2006 durchgeführtes städtebauliches<br />
Werkstattverfahren diente zur Klärung<br />
der Neubebauung der Flächen. Der<br />
Freistaat Sachsen veräußerte das zweigeteilte<br />
Quartier 8 an einen privaten Investor,<br />
der den Bau eines Hotels im westlichen<br />
Bereich gegenüber dem Schloss plant. Der<br />
Wiederaufbau des Quartiers beinhaltet die<br />
Rekonstruktion eines Leitbaus sowie fünf<br />
Leitfassaden. Der Investor hat für Gebäude,<br />
die keine Leitbauten sind, Fassadenwettbewerbe<br />
durchgeführt. Für den westlichen<br />
Teilbereich sind unter Beibehaltung<br />
der historischen Parzellierung kleine Läden,<br />
Galerien und Gastronomiebereiche<br />
vorgesehen. Für ein modernes Gebäude<br />
im rückwärtigen Bereich fand im April<br />
2008 ein Realisierungswettbewerb des Investors<br />
statt (vgl. Stadt Dresden: Neumarkt<br />
Dresden – Eine Ausstellung des Stadtplanungsamtes:<br />
o. S.; http://www.dresden.de/<br />
de/08/01/brennpunkte/c_031.php)<br />
Weiterhin geplant ist der Bau einer internationalen<br />
Schule im westlichen Teil des<br />
Quartiers 5, der direkt an den Kulturpalast<br />
angrenzt. Ein Investorenwettbewerb mit<br />
sieben Architekturbüros sollte eine Orientierung<br />
an den Zielvorgaben des städtebaulich-gestalterischen<br />
Konzepts bringen.<br />
Aus Sicht der GHND ist dies allerdings<br />
nicht gelungen (Kulke 29.08.2009).<br />
Instrumente der Durchsetzung/<br />
Kompromissfindung