PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
124 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
1994, das vor dem Hintergrund des erwarteten<br />
ökonomischen Entwicklungsdrucks<br />
auf die Innenstadt ab Anfang der 1990er<br />
Jahre entstand, diskutierte mögliche Wiederaufbaustrategien<br />
für die bürgerlichen<br />
Bauten. Im Zuge des Wiederaufbaus der<br />
Frauenkirche als berühmtes historisches<br />
Baudenkmal sollte in Anlehnung an die<br />
historische Situation eine kleinteilige und<br />
vielgestaltige neue Bebauung angestrebt<br />
werden, um die Maßstäblichkeit des monumentalen<br />
Sakralbauwerks mit der umgebenden<br />
bürgerlichen Bebauung wiederherzustellen.<br />
Zentrale Kriterien der<br />
Bebauung auf historischem Grundriss waren<br />
entweder eine Rekonstruktion im historischen<br />
Stil oder als „bessere Alternative“<br />
eine Bebauung in moderner Architektursprache.<br />
Das Leitbild hob jedoch hervor,<br />
dass diese hohe Qualitätsansprüche erfordere,<br />
um eine öffentliche Akzeptanz zu erreichen<br />
(Paul 2008: 6, nach Landeshauptstadt<br />
Dresden 1994). Der Rückblick auf das<br />
damalige Planungsleitbild von 1994 verdeutlicht<br />
den damaligen hohen Stellenwert<br />
innerhalb der Stadtentwicklung, der<br />
dem Wiederaufbau des verlorenen historischen<br />
Stadtzentrums beigemessen wurde.<br />
Intention des Planungsleitbildes war,<br />
„die räumliche Leere in der Dresdener Innenstadt<br />
zu überwinden und an die historische<br />
Stadtbaukunst anzuknüpfen“ (vgl.<br />
Landeshauptstadt Dresden 2008: 21).<br />
In den Nachfolgejahren wurden die eher<br />
strategisch ausgerichteten Leitbilder in<br />
weiteren Schritten bis hin auf die räumliche<br />
Ebene von acht einzelnen Baublöcken<br />
(die so bezeichneten „Quartiere“) präzisiert<br />
und konkretisiert, wobei die Auseinandersetzung<br />
mit den städtebaulichen,<br />
architektonischen und denkmalpflegerischen<br />
Aspekten der Wiederbebauung immer<br />
mehr in den Fokus rückte. Nach der<br />
Erarbeitung einer Gestaltungssatzung<br />
und eines Rahmenplans 1995 mit dem Ziel<br />
der Weiterentwicklung der Leitbautenidee<br />
mündeten diese schließlich in den Beschluss<br />
des Stadtrates über ein städtebaulich-gestalterisches<br />
Konzept, das im Juni<br />
1996 vom Stadtrat gebilligt wurde. Die Gestaltungssatzung<br />
wurde nie beschlossen,<br />
so dass das städtebaulich-gestalterische<br />
Konzept vor allem als Selbstbindung der<br />
Stadt und grobe Orientierung für Außenstehende<br />
verstanden werden kann. Kulke<br />
(29.08.2009) vermutet, dass damit die<br />
Investoren nicht zu stark gebunden werden<br />
sollten, da noch keine Klarheit darüber<br />
herrschte, ob in einem überschaubaren<br />
Zeitraum überhaupt Investitionen zu<br />
erwarten waren.<br />
Ebenfalls 1996 nahm die Gestaltungskommission<br />
„Kulturhistorisches Zentrum<br />
Neumarkt“ ihre Arbeit auf mit dem Ziel,<br />
Baurecht nach § 34 BauGB oder aber durch<br />
vorhabenbezogene Bebauungspläne der<br />
Stadt mit den Bauherren nach vorheriger<br />
Beratung über die Projekte herzustellen.<br />
Zuvor hatte bereits im Februar 1992 die<br />
Stadtverordnetenversammlung der Stadt<br />
Dresden per Beschluss ihre Zustimmung<br />
zum Wiederaufbau der Frauenkirche erteilt.<br />
Die Baumaßnahmen begannen dort<br />
nach der Phase der archäologischen Enttrümmerung<br />
im Mai 1994.<br />
Eine modifizierte Fassung des städtebaulich-gestalterischen<br />
Konzepts, in die Forderungen<br />
und Vorschläge der inzwischen<br />
1999 gegründeten Bürgerinitiative „Gesellschaft<br />
Historischer Neumarkt Dresden<br />
e. V.“ (GHND) einflossen, erfolgte mit der<br />
Aufnahme weiterer Leitbauten im Januar<br />
2002 durch einen Stadtratsbeschluss. Parallel<br />
dazu war zwischen 1998 und 2000 als<br />
erste Teilrekonstruktion am Neumarkt das<br />
Coselpalais entstanden. Der Beginn der<br />
Neumarktbebauung im Jahr 2000 mit Tiefgarage<br />
und Hotel de Saxe löste zunächst<br />
viel Widerstand und intensive Diskussionen<br />
mit der Architektenschaft und der<br />
Denkmalpflege aus. Ein nächster wichtiger<br />
Schritt stellte das vom Stadtplanungsamt<br />
initiierte und bewusst der späteren Realisierungsphase<br />
vorangestellte „Atelier Neumarkt“<br />
im Herbst 2000 dar, das die öffentliche<br />
Meinung stark polarisierte. Es diente<br />
zur Klärung der Fragestellung, wie sich<br />
zeitgenössische Architektur in die historische<br />
Situation einfügen und die im städtebaulich-gestalterischen<br />
Konzept vorgesehenen<br />
Leitbauten unterstützen kann.<br />
Gleichzeitig sollten städtebaulich-funktionale<br />
Vorschläge zu Formen von zeitgemäßem<br />
Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und<br />
Freizeitnutzungen gefunden werden.<br />
Seit 2001 wurden durch das Landesamt<br />
für Archäologie Grabungen auf den ersten<br />
Baufeldern durchgeführt. Nach dem Abschluss<br />
der Untersuchungen stieß die 2002<br />
getroffene Entscheidung der Landesarchäologin<br />
Judith Oexle, die noch vorhan